Droht ein 3. Weltkrieg?

Jan Millonig

Neben Corona, Klimakrise, Energiekrise, Nahrungsmittelknappheit, Lieferengpässen und der beginnenden nächsten Wirtschaftskrise macht der Krieg in der Ukraine und eine mögliche Ausweitung Angst.

Der Westen hat es bis jetzt bewusst unterlassen, Offensivwaffen zu liefern oder selbst direkt militärisch einzugreifen, weil er zurecht befürchtet, so einen 3. Weltkrieg auszulösen. Das hat den Krieg zu einem langwierigen Stellungskrieg ausarten lassen, durchaus mit der Absicht, das russische Militär langsam ausbluten zu lassen. Daran ändert auch die Offensive der ukrainischen Armee im September nichts.

Das Putinregime versucht mit Repression und Propaganda auf Unzufriedenheit zu reagieren. Eine weitere militärische Eskalation ist nicht ausgeschlossen. Denn der Ukrainekrieg ist der aktuell blutigste Ausdruck eines weit größeren Konfliktes zwischen den zwei größten imperialistischen Staaten: USA und China. Zusätzlich drücken sich hier auch noch die Interessen anderer imperialistischer Mächte wie eben Russlands aus. Diese Machtkämpfe um Zugriff und Einfluss spielen sich überall ab, in Osteuropa, am Balkan, in Afrika, Asien und Lateinamerika. Der Taiwan-Konflikt ist der nächste Brandherd.

Solche Dynamiken können sich verselbstständigen und außer Kontrolle geraten. Denn die grundlegenden Widersprüche, aus denen dieser „Neuer Kalte Krieg“ hervorgeht, bestanden schon vor dem Ukraine-Krieg und werden auch nach einem scheinbaren Frieden nicht gelöst sein: Eine Weltwirtschaft, die keinen Ausweg aus der Krise findet und die notwendige Suche nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Es gibt also keine Lösung, solange dieses kapitalistische System, das auf Konkurrenz und Profitmaximierung beruht, besteht.

Gleichzeitig gibt es große Spaltungen in der herrschenden Klasse, aufgrund unterschiedlicher Interessen und Strategien. Aber die Teuerung und Hungerkrisen erzeugen auch ein Pulverfass von potentiellen Revolten von unten, das jederzeit explodieren kann. Je deutlicher wird, dass die Arbeitenden und Armen aller Länder die Kosten für diese Kriege zahlen sollen, umso eher wird es Widerstand, auch in Russland und der Ukraine, geben.

So sägt der Kapitalismus, durch seine inneren Widersprüche, auch immer am Ast, der ihn noch hält.

 

 

Bild: Mvs.gov.ua, CC BY 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/4.0>, via Wikimedia Commons

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