Der Weinstein-Skandal hat System

Elitäre Kreise und Abhängigkeitsverhältnisse fördern Abwertung und Gewalt gegen Frauen.
Theresa Reimer

Anfang Oktober veröffentlichten die Medien Vorwürfe gegen den amerikanischen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein. Dieser soll dutzende Schauspielerinnen über Jahre hinweg sexuell belästigt und sogar vergewaltigt haben. Weinstein wurde mittlerweile aus seiner Produktionsfirma entlassen. Intern wurde er angeblich seit Jahren nur noch „das Schwein“ genannt. Trotzdem beteuern Schauspieler wie George Clooney, trotz enger Zusammenarbeit nichts von solchem Verhalten gewusst zu haben. Weinstein war angeblich in ganz Hollywood für seine Übergriffe bekannt und dennoch schwiegen sie. Dies zeigt die Dimension des Problems.

Bei „großen“ Männern, die ihre Machtposition am Arbeitsplatz ausnutzen, um Frauen zu belästigen, zu bedrohen und zu vergewaltigen, wird gerne einmal weggesehen. Weinstein selbst meinte: „And when you’re a star, they let you do it.“ („Wenn du ein Star bist, kommst du damit durch.“) Wenn Vorwürfe publik werden, werden diese als „Rufmordkampagne“ abgetan. So beispielsweise sprach auch Peter Pilz vor seinem Rücktritt. So kann somit abwertendes Verhalten gegenüber Frauen ungestraft fortgeführt werden. Die Betroffenen schweigen, aus Angst um den Arbeitsplatz, die Mitwissenden, um keine Konsequenzen tragen zu müssen.

Fakt ist: Abhängigkeitsverhältnisse in einem kapitalistischen, patriarchalen System produzieren sexualisierte Gewalt. Es gibt wenig individuelle Handlungsmöglichkeiten, besonders wenn es sich bei den Betroffenen nicht um bekannte Schauspielerinnen handelt, sondern um Frauen, die finanziell auf einen Job angewiesen sind und bei Widerstand gegen den erfahrenen Sexismus mit einer Kündigung zu rechnen hätten.

#MeToo zeigt, dass Sexismus und Gewalt gegen Frauen ein strukturelles Problem ist, das Viele beschäftigt. Dennoch reicht ein Hashtag allein leider nicht aus. Wir müssen uns organisieren und aktiv werden gegen sexualisierte Gewalt und Übergriffe. Und auch gegen andere Versuche, uns Rechte wieder wegzunehmen - was uns mit einer schwarz-blauen Regierung noch verstärkt drohen wird!
 

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