Mi 01.07.1998
Wie wir bereits in unserer letzten Ausgabe berichteten, sind im Postbereich massiv Arbeitsplätze gefährdet. Bis 2001 sollen mehr als 5.000 Arbeitsplätze abgebaut, Ab 1999 ein Gesamtschalter eingeführt werden. Briefauf- und Abgabe werden dann nicht mehr vom Geldverkehr getrennt sein und auch die Paketannahme wird an solchen Multischaltern möglich sein.
Ab 2000 wird die Vorsortierung der Briefe auf den Postämtern maschinell getätigt werden. Im Gegenzug folgt die Zusammenlegung von Zustellbezirken. Diese Maßnahmen bedeuten nicht nur Personalabbau, sondern auch beträchtliche Mehrarbeit für die verbleibenden KollegInnen. Das Vorruhestandsmodell ermöglicht KollegInnen ab 50 bzw. 55 Jahren mit 80% der Aktivbezüge in die Frühpension zu gehen. Der Haken daran: Dieser Sozialplan gilt nur bis Ende 1998. Da Brief und Schalterkonzept aber erst Mitte 1999 bzw. 2000 realisiert werden, ist zu dem Zeitpunkt wo wirklich mit beträchtlichen Stellenabbau zu rechnen sein wird, dieses Modell nicht mehr möglich.
Extreme Überstundenbelastung
Österreichweit wurden in den letzten Monaten so viele Überstunden geleistet, daß diese 2.500(!) Vollarbeitsplätze ermöglicht hätten! Vor allem im Bereich der gelben Post und der Busdienste sind Wochenarbeitszeiten von 46 Stunden und mehr bereits der Normalfall. Gleichzeitig sollen 4.800 Bedienstete das Vorruhestandmodell in Anspruch nehmen und der Vorstand rechnet mit 1500 weiteren, die den Belastungen nicht mehr standhalten und freiwillig kündigen werden.
Verhandlungen: Forderungen der Post-Gewerkschaft
Am Mittwoch, dem 1.Juni 1998, waren Verhandlungen zwischen Postgewerkschaft und Vorstand angesetzt, welche am Donnerstag fortgesetzt wurden. Die Gewerkschafter haben ein Forderungspapier ausgearbeitet und wie Vorsitzender Dörfler betonte, sind diese Forderungen ein letztes Ultimatum auf dessen Erfüllung die Gewerkschaft besteht. Gefordert werden vor allem: die tatsächliche Einhaltung des Vorruhestandsmodells, die Nachbesetzung von Arbeitsplätzen und damit verbunden die Kürzung von Überstunden, die Umwandlung der befristeten Arbeitsverhältnisse in unbefristete, sowie 2.500 neue Arbeitsplätze.
Wie weit die Verhandlungen bisher gediehen sind, konnten wir nicht erfahren, da die Gewerkschaft nicht bereit war, uns diesbezügliche Auskünfte zu erteilen, „um „die Verhandlungen nicht zu gefährden". Laut einer Fernmeldebediensteten soll Ex-Staatssekretär Ditz bereits gedroht haben: „Wer demonstrieren geht kann sicher sein, dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Vertragsbedienstete werden mit der Kündigung zu rechnen haben, Beamte mit einem Disziplinarverfahren!". Man glaubt sich tatsächlich an den Anfang unseres Jahrhunderts zurückversetzt, wo Großkapitalisten versuchten aufbegehrende ArbeiterInnen mit solchen Methoden in Schach zu halten.
Kampfmaßnahmen notwendig
Gelingt es der Gewerkschaft jetzt nicht, Stärke und Durchsetzungsvermögen zu beweisen, sind weitere Verschlechterungen vorprogrammiert. Doch bis jetzt hat die Gewerkschaftsführung immer nur Kampfmaßnahmen angekündigt und in letzter Minute abgesagt.