Mi 18.07.2012
Europaweit überstürzten sich KommentatorInnen und PolitikerInnen vor den Wahlen in Griechenland mit düsteren Warnungen. Die Panik erinnerte an katholische Organisationen, die in den 1970er Jahren vor Heavy Metal (Achtung: Niemals rückwärts hören!) warnten. Syriza scheint des Teufels zu sein (des Roten selbstverständlich). Links = Chaos, Untergang, Verderben : Das ist die Botschaft, die alle mitkriegen sollen. Damit nur ja niemand in anderen Ländern auf die Idee kommt, solche linksradikalen Parteien aufzubauen, zu wählen oder zu unterstützen. Die Panik sagt also weit mehr über die VertreterInnen der herrschenden Klasse aus. Sie hat Angst davor, dass die Millionen Armen und Arbeitslosen, die Opfer der Kürzungspolitik, sich erheben und wehren. Über Syriza selbst sagt die Panik wenig aus. Bei den Wahlen haben viele ArbeiterInnen und Jugendlichen Syriza unterstützt, um die etablierten Parteien zu bestrafen und den weiteren Abstieg der griechischen Gesellschaft zu verhindern. Syriza war bisher v. a. eine Wahlplattform. Vor den zweiten Wahlen gab es lokale Treffen wo mehr Leute kamen. Was aber fehlte, war die Aufforderung, lokale Komitees zu organisieren. Was auch fehlt ist ein klares Programm für einen Ausweg aus der Krise, um die bewusstesten Schichten anzuziehen. Denn nur so würde Syriza tatsächlich gefährlich für den europäischen Kapitalismus werden. Wenn sie einen Plan hat, was sie am Tag nach der Wahl tut – Banken & Konzerne unter ArbeiterInnenkontrolle verstaatlichen, Schulden nicht bezahlen, europaweite Solidarität unter ArbeiterInnen organisieren. Und wenn es Leute gibt, die diesen Plan auch praktisch umsetzen können – nicht ein paar MinisterInnen oder Abgeordnete, sondern demokratisch gewählte Komitees, die Menschen in ihren Betrieben, Wohnvierteln und Schulen. DANN ist das linksradikale Gespenst wirklich real!