Di 31.12.2013
Die Schuldiskussion ist im vollen Gange – und die Meinungsmachenden setzen weiter Kurs aufs 19. Jahrhundert. Nicht, dass Österreich nicht ohnehin schon eines der zurückgebliebensten Bildungssysteme Europas hätte. Unmengen an empirischen Material beweisen die Ungerechtigkeit des „gegliederten“ Schulsystems. Die Chance auf einen AHS-Abschluss steht bei städtischen Akademikerkindern bei 86% - bei ländlichen Nicht-Akademikerkindern bei 7%. Nun werden verpflichtende Aufnahmetests an Gymnasien empfohlen – wohl um die Gymnasien von den Schichten der ArbeiterInnenklasse, die sich in den letzten Jahrzehnten den Zugang zu höherer Bildung erkämpften, zu säubern. Besonders in der Krise ist es wichtig, „Proletenkindern“ zu hohe Bildungserwartungen auszutreiben. Die Wirtschaft braucht Amazon-RegalschlichterInnen und McDonalds-KassiererInnen. Im Nachkriegsaufschwung durften ArbeiterInnen ein bisschen in der höheren Bildung mitmischen. Jetzt wird der Hahn zugedreht. Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren winken an den Unis.
Die „Bildungsexperten“ scheuen die Gesamtschule wie der Teufel das Weihwasser und beschwören Untergangsszenarien. In wissenschaftlich-pädagogischen Kreisen herrscht hingegen Schockstarre – Man versteht nicht, warum die Politik nicht auf die erarbeiteten fortschrittlichen Konzepte (weg von Tests, weg von Noten) eingeht bzw. sie völlig entstellt. Die Neue Mittelschule ist keine Gesamtschule, sondern nur eine Hauptschule mit anderem Namen. „Es gibt keine 'friedliche Koexistenz' zwischen Gymnasien und nicht-gymnasialen Schulen.“ schreibt Uni-Wien Professor Karlheinz Gruber. Er hat recht. Die Teilung des Schulsystems muss überwunden werden, eine echte Gesamtschule für alle von sechs bis 18 muss her. Mit ausreichend finanziellen Mitteln, gut bezahlten und pädagogisch geschulten LehrerInnen, mit soviel Inklusion wie möglich, soviel innerer Differenzierung wie nötig und echter Schuldemokratie. Und die kann nicht mit, sondern nur gegen die herrschende Politik umgesetzt werden.