Fr 08.06.2012
Ich esse gerne Eis. An die jährliche Preiserhöhung von 10 Cent hab ich mich gewöhnt. Und irgendwie krieg ich auch immer weniger Eis für mein Geld. Das ist sicher ärgerlich, werden manche meinen, aber es gibt nun wirklich größere Probleme. Jein. Denn die Eis-Preissteigerung ist nur eine von Vielen. Auch Wohnen, Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs werden teurer. Und auf die kann Mensch weniger leicht verzichten. Die Unternehmen versuchen ihre Profite zu erhalten. Wird weniger gekauft, weil die Menschen weniger Geld haben, steigen die Preise.
Auch der lange erwartete, medial gehypte und in der Praxis eher missglückte Börsengang von Mark Zuckerbergs Facebook ist ein weiteres Indiz dafür, dass wir von Aufschwung und echter wirtschaftlicher Erholung weit entfernt sind. Nach den „faulen Griechen“ sind nun die „faulen Österreicher“ schuld. Denn u.a. fordert Veit Sorger, Noch-Chef der Industriellenvereinigung (IV), dass hierzulande vier Jahre länger gearbeitet werden soll. Wo – ohne Arbeitszeitverkürzung – die zusätzlichen Jobs herkommen sollen, erklärt er nicht. Sein Modell funktioniert nur, wenn gleichzeitig die Löhne und Gehälter gekürzt werden. Also noch weniger Geld für noch weniger Eis...
Für einen späteren Pensionsantritt spricht sich auch der neue Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes IHS, Christian Keuschnigg, aus. Die Fortsetzung der Politik, die die Reichen immer reicher macht und uns die Kosten der Krise aufbürdet, wird also von Wirtschaft und „ExpertInnen“ gefordert. Und von der Regierung auch umgesetzt. Dass nur mehr 18% Vertrauen in diese haben, ist Ausdruck dafür. Brot- und Bierpreise haben Revolutionen ausgelöst. Der Eispreis wird es zwar nicht sein, aber wir wollen uns auch nicht aufs nackte Brot runterdrücken lassen, sondern fordern Butter, Wurst und Käse auch noch drauf!