Mo 02.01.2012
Am Beginn des 1. Weltkriegs verkündete der deutsche Kaiser Wilhelm II., dass er ab nun keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche kenne. Das war der Moment der rechten Führung der Sozialdemokratie. Sie missbrauchten ihre Stellung und mobilisierten für das „Vaterland“ und den Krieg. Bei den Soldaten war die Euphorie bald verflogen: Schützengräben, Stellungskrieg und Leid waren die Realität des Kriegs.
Leo Trotzki berichtete Ende 1914 davon, dass es im Alltagsleben der Soldaten im Schützengraben der Westfront zu einer Annährung gekommen sei. Soldaten trafen sich friedlich bei den Wasserstellen im Wald und tauschten z. B. Kaffee und Tabak. Selbst tote Soldaten wurden gemeinsam beerdigt. Weihnachten 1914 wurde an einem Frontabschnitt gemeinsam gefeiert. Nach der Oktoberrevolution 1917 konnte die Front nur durch Massenerschießungen wegen Solidarisierung zwischen den Soldaten aufrechterhalten werden.
Selbst in der Hölle von Stalingrad wurde trotz Verbitterung und Elend auf beiden Seiten zu Weihnachten 1942 nicht aufeinander geschossen. Im Indochinakrieg organisierte der Wiener Arbeiter Ernst Frey unter den französischen Fremdenlegionären eine Widerstandsgruppe, die sich schließlich den vietnamesischen Freiheitskämpfern anschloss.
Die Geschichte ist reich an Beispielen der Klassensolidarität. Es fehlte nicht am Mut einzelner, sondern an einer entschlossenen Führung in den ArbeiterInnenorganisationen dem Morden ein Ende zu bereiten.