Di 17.05.2011
Die vorbereiteten Getränke waren nach einer Stunde weg. Der Andrang zur Debatte um den Abrisses des Haus Döbling war groß. Am 9.5. gabs dazu in der Aula des Studentenheims Haus Döbling eine Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung war mit ca. 40 TeilnehmerInnen gut besucht Am Podium saßen: Christian Rechberger von der Bundes ÖH, zuständiger Sozial-und Wohnreferent, Lisa Wolfsegger, vom Heimausschuss des Hauses Döbling und eine der HauptorganisatorInen des Widerstands, Julian Schmidt, Landesvorstand der Wiener Grünen und ehemaliger Unibrennt-Aktivist.
Im Publikum waren Leute von VSStÖ, GRAS, studentische Initiative und KSV-KJÖ sowie mehrere Mitglieder der SLP. Die SLP kämpft gegen den Abriss des Haus Döbling und versucht seit Ende letzten Jahres den Widerstand der HeimbewohnerInnen so gut es geht zu unterstützten. Die Geschäftsführung und die SPÖ waren symbolisch durch eine leere Flasche vertreten, denn trotz mehrfacher Anfrage waren weder SPÖ Wien noch die Wien Holding (im 100%-gen Eigentum der Stadt Wien) der das Studentenheim über eine Tochtergesellschaft gehört, bereit, offizielle VertreterInnen für die Podiumsdiskussion zu schicken.
Nach einer Einleitung und einem Überblick über die aktuelle Lage, sprachen sich Christian Rechberger von der ÖH und Julian Schmidt gegen den Abriss des Haus Döbling aus. Die ÖH versicherte den BewohnerInnen des Haus Döblings ihre Solidarität. Von ÖH-Seite wurde die soziale Bedeutung des Haus Döblings, als das günstigste Studentenheim Wiens unterstrichen.
Die 850 Plätze des Haus Döblings machen 5% aller Heimplätze in ganz Wien aus. Außerdem stellte Christian Rechberger den Abriss des Haus Döbling in einen politischen Zusammenhang mit dem allgemeinen Sozialabbaupaket des letzten Jahres. Auf dem Rücken von Studierenden werden in Wien, aber auch österreichweit Kürzungen umgesetzt. Im Sparpaket ist vorgesehen, dass die öffentlichen Förderungen zur Errichtung von Studierendenheimen massiv gekürzt werden. Falls das passiert, wird es – so Rechberger – ab 2014 keine Neubauten von Heimen mehr geben. Außerdem werden dann die Mieten um ca. 100 Euro steigen. In Zusammenhang mit anderen Verschlechterungen wie der Kürzung der Familienbeihilfe und der Kündigung der studentischen Selbstversicherung ist das eine Katastrophe.
Julian Schmidt hob noch hervor, dass der Abrissbeschluss unter der SPÖ Alleinregierung in Wien gefallen war und die Grünen sich immer gegen einen Abriss ausgesprochen hatten. Die Grünen sagten ihre juristische Unterstützung für den Kampf gegen den Abriss zu, und boten an einen runden Tisch mit der zuständigen Stadträtin zu organisieren. Die Wiener Grünen bekundeten ja, im Vorfeld der Veranstaltung, ihre Koalitionstreue zur SPÖ. Bei einer Aussprache der HeimbewohnerInnen mit den grünen Klubobmann, David Ellenson, meinte dieser sinngemäß, dass die Grünen, wegen dem Haus Döbling „keine Streiterei“ mit der SPÖ anfangen würden. Außerdem sein der Abriss, leider, „beschlossene Sache“ und es „sehr teuer bis unmöglich“ aus den Verträgen aus zusteigen. Ob und wie die Wiener Grünen nun den Kampf gegen den Abriss des Haus Döblings unterstützten würden blieb während des Abends unklar. Offen blieb daher auch die Frage wie die Wiener Grünen den öffentlichen Widerstand auf der Straße unterstützen könnten. Julian Schmidt sagte zu sich an Demonstrationen „als Privatperson“ zu beteiligen. Offensichtlich ist einem Teil der Wiener Grünen die Zusammenarbeit mit der SPÖ wichtiger als die Wohnmöglichkeiten der Haus Döbling BewohnerInnen. Umso wichtiger wird es sein jene Teile der Wiener Grünen die gegen den Abriss des Haus Döbling aktiv werden wollen, in die Bewegung für das Haus Döbling einzubeziehen.
Nach den Einleitungen entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit den BesucherInnen der Veranstaltung. Neben der Klärung einiger rechtlicher Fragen waren vor allem konkreten Aktionen, mit denen man sich gegen den Abriss wehren kann, im Mittelpunkt der Gespräche. Vorschläge für Aktionen wurden von vielen BesucherInnen positiv aufgenommen. Einige anwesenden HeimbewohnerInnen verlangten selbst nach Aktionen wie Demonstrationen und Kundgebungen um Öffentlichkeit zu schaffen und politischen Druck aufzubauen. Wir von der SLP freuten uns über diese Aktionsbereitschaft, denn ohne politischen Druck von Aktionen auf der Straße und im Heim
selbst wird es nicht gelingen dass Haus Döbling zu retten. VsStÖ einen Antrag gegen den Heimabriss einbringen werden), eine Kundgebung für das Haus Döblin geben. Die SLP wird sich daran beteiligen und schlägt außerdem vor in den nächsten Wochen eine eigene Aktionen für den 19. Bezirk zu starten und eine Kundgebung oder Demonstration noch vor dem Sommer zu organisieren.
Im Publikum waren auch zwei AktivistInnen der SPÖ-Döbling die ebenfalls gegen den Heimabriss sind. Ein langjährige SPÖ-Funktionär (selbst ehemaliger Heimbewohner) machte den HeimbewohnerInnen Mut und sprach sich für verschiedene Protestaktionen aus. „Es ist nötig politischen Druck zu organisieren“ war der Tenor vieler Wortmeldungen.
Ein wichtiger Punkt, den die HeimbewohnerInnen von den anwesenden VertreterInnen der ÖH Fraktionen verlangten, war ihre Hilfe bei der Mobilisierung für Demonstrationen und Kundgebungen. Für die SLP bleibt der Kampf gegen den Abriss des Haus Döblings eine wichtige Kampagne. Wir wollen – gemeinsam mit den BewohnerInnen – weitere Aktionen durchführen und werden dazu die zugesagte Unterstützung der ÖH-Fraktionen einfordern.