Di 01.03.2011
Viele Jugendliche gehen nicht zu McDonalds oder Kleider Bauer weil diese Konzerne ihre Angestellten ausbeuten, die Umwelt ruinieren, Tiere quälen usw. Dass viele mit Hilfe eines Boykotts Konzernen den Krieg ansagen, zeigt, dass sie sich über die Ungerechtigkeiten in diesem System bewusst sind. Aber kann ich als einzelneR denn überhaupt etwas ausrichten?
Sind "KFC" oder "Burger King" besser als Mc Donalds? Nein. Der Kleiderkonzern Kik muss, um die Ware so billig zu verkaufen, billig produzieren und das geht nur durch extreme Ausbeutung. Aber "H&M" und andere Marken setzen ebenfalls auf schlechte Löhne und Bedingungen, um so Profit zu erwirtschaften. Auch in einem Edellokal verdienen Lehrlinge erbärmlich wenig und Ausbeutung gibt es nicht nur im Großkonzern, sondern auch bei „alternativen“ Labels. Manche Unternehmen sind brutaler, manche weniger, aber jedes Unternehmen muss sich im Kapitalismus an die Regeln halten, also Mensch und Natur ausbeuten.
Macht der KonsumentInnen?
Ständig wird behauptet, wir hätten durch unser Kaufverhalten die Möglichkeit, das System zu ändern. „Kauf halt Fair Trade!“ Abgesehen davon, dass Fair Trade-Produkte in vielen Fällen an der systemischen Abhängigkeit von KleinbäuerInnen von GroßgrundbesitzerInnen nichts ändern: In der Praxis sind viele Menschen finanziell dazu gezwungen, bei KIK zu kaufen. "Öko" und "Bio" oder auch die teureren Fair-Trade Produkte, von denen sich inzwischen Billa & Co. ein nettes Zusatzeinkommen erwarten kann sich nicht jedeR leisten. Tatsächlich gibt’s also kaum eine Entscheidungsfreiheit und der Konsumboykott ist für Viele nicht leistbar und damit auch kein wirksames Mittel.
Organisierter Widerstand statt individuellem Boykott
Es gibt Fälle von erfolgreichen Boykottkampagnen, wie bei Shell etc. Diese haben in Einzelfällen und anlassbezogen kurzfristig auch Erfolge gebracht. Das sind aber keine Boykottmaßnahmen von einzelnen, sondern im großen und organisierten Maßstab. Und sie haben nur punktuell, aber nicht grundsätzlich Änderungen gebracht. Boykottiere ich Shell, kauf ich mein Benzin woanders – an der Ausbeutung durch die Erdölkonzerne ändert das nichts.
Nur wenn auch von innen, also von den Angestellten selbst, Widerstand kommt, kann sich grundsätzlich was ändern! Ein Streik bei einem Konzern kann durch einen organisierten Boykott zum Beispiel unterstützt werden, um den Druck auf den Konzern zu erhöhen. Es nützt den streikenden TextilarbeiterInnen in Bangladesh nicht, wenn ich individuell nicht bei Kik kaufe. Sinnvoll ist eine Kampagne, bei der österreichische Gewerkschaften die KollegInnen vor Ort aktiv unterstützen und hier in Österreich vor Kik-Filialen Proteste organisiert werden, wo auf die miesen Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen in z.B. Bangladesh und Österreich hingewiesen wird.
Es reicht nicht, nur gegen die Spieler des Systems zu kämpfen. Das System selbst muss angegriffen werden, in dem Profitinteressen vor den Interessen der Menschen und des Planeten stehen. Wenn wir den Kapitalismus durch eine freie Gesellschaft, in der die Wirtschaft demokratisch geplant wird, ersetzen, können wir nachhaltig dafür sorgen, dass es uns und dem Planeten gut geht. Es reicht nicht nur unseren "Lifestyle" zu ändern, wir müssen die Gesellschaft ändern!