Do 15.04.2010
Seit Jahren läuft im Internet und in der Gesellschaft eine Debatte über das Copyright. Die Empörung über die Verfolgung von Urheberrechtsverletzern hat nicht zuletzt zur Gründung einer neuen Partei, der Piratenpartei, geführt, die bei den vergangenen Wahlen sogar einige Erfolge für sich verbuchen konnte.
Die vier Majorlabels der Musikindustrie, die einen Weltmarktanteil von über 70 Prozent haben und bei uns 15 Euro für eine CD verlangen, haben erreicht, dass man Haftstrafen für illegales Kopieren von bis zu zehn Jahren aufgebrummt bekommen kann.
Copyright soll Konzerne schützen
Copyright-Gesetze entstanden, um die Rechte derer zu sichern, die über die Möglichkeiten der Vervielfältigung von Werken – seien es Bücher, Ton- oder Bildträger – verfügen. Um Kunst gewinnbringend verwertbar zu machen, muss das Recht auf Vervielfältigung an einen Kapitaleigner abgetreten werden. Dazu wurde das Copyright geschaffen.
Vom Kassettenrekorder zum PC
So lange die Mittel der Vervielfältigung teuer und schwer zu beschaffen waren, wurde dies von den Konzernen nicht als Problem erkannt. Allerdings führte bereits das Aufkommen von Kassetten- und später Videorekordern dazu, dass erstmals die Copyright-Gesetze offen auf KonsumentInnen – und nicht mehr nur auf Unternehmen – angewandt wurden.
Mit dem Aufkommen der Homecomputer Anfang der achtziger Jahre kam es zur ersten wirklichen Gegeninitiative gegen die bestehenden Copyright-Gesetze. Mit den vielfältigen Möglichkeiten von Homecomputern, insbesondere als Spieleplattform, wandelte sich Software zu einem eigenständigen Produkt.
Ran an die Konzerne!
Software sollte für alle nutzbar sein und aufeinander aufbauen – ohne Behinderung durch gegenseitige Konkurrenz. Das geht nur, wenn wir die Macht der Konzerne brechen.
Die KünstlerInnen haben nichts vom Copyright. Für Musiker beispielsweise sollten gute und kostenlose Proberäume, Konzertauftritte und Verbreitungsmöglichkeiten ermöglicht werden – finanziert von den Konzernen, für die vor allem das Copyright jahrezehntelang profitabel war.
„Freie Software“
Als Gegenbewegung zum Copyright entstand die „freie Software“ und später das GNU/Linux-Betriebssystem und all das, was man heute als „Free and Opensource Software“ (Firefox, OpenOffice) versteht. Ende der Siebziger kam es zur ersten Copyleft-Vereinbarung zwischen den Entwicklern von freier Software und deren NutzerInnen. Vereinbart wurde, dass jeder die Software für jeden Zweck nutzen und nach Belieben verändern, kopieren und verbreiten darf.
Zahlreiche Programme, Systeme aber auch kulturelle Beiträge verbreiteten sich unter den freien Lizenzen. Mit der Kreativität und Energie von tausenden ProgrammiererInnen und NutzerInnen weltweit konnten sie eine hohe Qualität erreichen. Das gibt ein Miniaturabbild davon, was in einer sozialistischen Gesellschaft möglich wäre, wenn Millionen Menschen demokratisch über die Produktionsmittel und freies Wissen verfügen würden.
Freie Software?
Aber auch freie Software ist nicht frei von Konzerninteressen oder die letzte Antwort aufs Copyright. Ein großer Teil der Entwicklungsarbeit wird durch private Firmen geleistet. Im Januar 2010 wurde der Server-Hersteller SUN von Oracle für 7,4 Milliarden Dollar übernommen. Ob der neue Besitzer die Weiterentwicklung von SUN‘s freier Software unterstützt, bleibt offen.