Di 25.04.2006
Unser Bild von den USA ist von Bush & Hollywood geprägt. Übersehen wird dabei, dass es in der Geschichte (und Gegenwart) der USA viele Linke, GewerkschafterInnen, SozialistInnen, KommunistInnen und FreiheitskämpferInnen gab, die entschlossen gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen eingetreten sind. Viele sind durchaus prominent - allerdings für ihre Leistungen auf anderen Gebieten. Ihre politische Herkunft wird gerne "vergessen". Zu diesen gehören u.a. Frank James (von der James Bande), Tommie Smith und John Carlos (Medailliengewinner bei den olympischen Spielen 1968), Jack London und Upton Sinclair (Schriftsteller).
Die James Bande
Die USA Mitte der 1860er Jahre. Die Sklavenhalterhaltergesellschaft im Süden hat den Bürgerkrieg gegen den hoch industrialisierten Norden der USA verloren. Versprengte Einheiten der ehemaligen Südstaatenarmee ziehen als raubende Banden durchs Land. Wohl keine andere Bande wurde dabei so berühmt wie die von den Brüdern Jesse und Frank James - die James Bande.
Einen Großteil ihres Ruhmes verdankt sie einer Legende. Nämlich der, dass sie einen Teil ihrer Beute unter der verarmten Bevölkerung aufgeteilt hätten. Wie stark sich dieses Gerücht über Jahrzehnte gehalten hat, zeigt ein Zitat des amerikanischen Präsidenten Harry Truman von 1949: "Jesse James war ein moderner Robin Hood. Er bestahl die Reichen und beschenkte die Armen."
Truman begann Hexenjagd gegen Linke
Truman selbst war kein Linker. Unter seiner Präsidentschaft begann die "Hexenjagd" gegen SozialistInnen und die ArbeiterInnenbewegung in den USA und legte damit den Grundstein für die so genannte "McCarthy Ära". Truman kam aber selbst aus dem Süden der USA und darin zeigt sich der tief verwurzelte Mythos um die James Bande.
In Wirklichkeit verdankten die James Brüder ihr Image dem Chefredakteur einer großen Tageszeitung im Süden. Er wollte sich mit der Niederlage des Südens im amerikanischen Bürgerkrieg nicht abfinden. Er schrieb für eine Loslösung des Südens von den USA. Dafür überließ er dem bekannten Bandenführer Jesse James eine Kolumne. Abgesehen von Hetze gegen den Norden ist politisch darin nicht viel zu finden. Und aufgeteilt hat Jesse James die Beute nur unter den Bandenmitgliedern selbst. Ganz abgesehen davon, dass die meisten von ihnen während des Bürgerkriegs an grausamen Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt waren.
Der politische Revolverheld
Politisch gesehen ist Jesse weit weniger interessant als sein älterer Bruder Frank James. Die Bande hat sich schließlich aufgelöst und Jesse wurde von einem ehemaligen Bandenmitglied im Auftrag der Regierung und der Eisenbahnbarone des Nordens ermordet. Frank James stellte sich daraufhin der Justiz. Seinen Prozess verwandelte er in eine Anklage gegen das "Yankee" Großkapital im Namen der geknechteten und verarmten Massen. Frank James wurde frei gesprochen. Und das obwohl bei den Überfällen der James Bande viele Menschen ermordet wurden. Der öffentliche Druck war zu groß, um Frank James zu verurteilen.
Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, gründete er eine Art "Tourismusagentur". Er führte Schaulustige an die historischen Orte und Verstecke der James Bande. Abseits davon engagierte er sich aber auch politisch. Er verfasste Broschüren in denen er gegen den Kapitalismus und die Ausbeutung der Menschen wetterte. 1897 schrieb der damals 54-jährige: "Sollte es in diesem Land jemals wieder einen Krieg geben, wird es ein Krieg zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Besitzgier und Brüderlichkeit sein. Und ich bin heute genauso bereit, für die Brüderlichkeit in Amerika einzutreten, wie ich in meiner Jugend für die Verteidigung der Südstaaten eingetreten bin."
Sozialist war Frank James aber keiner. Zeit seines Lebens blieben der Kampf und die Revanche für die Niederlage gegen die Nordstaaten der zentrale Punkt seines Denkens. Trotz der einen oder anderen radikalen Aussage blieb er der sich formierenden ArbeiterInnenbewegung der USA fern. Er engagierte sich weder in der Sozialistischen Partei noch den Gewerkschaften. Vielleicht auch einfach deswegen, weil das Zentrum der us-amerikanischen ArbeiterInnenbewegung der industrialisierte Norden war und er nicht über seinen eigenen Schatten springen konnte. Interessant bleibt die Geschichte trotzdem. Der politische Aspekt in Frank James Leben wird allerdings bis heute in den Hollywood Filmen über die James Bande ausgeklammert. Ein "Outlaw" und Revolverheld der nicht nur politische Broschüren schreibt, sondern auch noch in seinen Reden gegen das Kapital zu Gunsten der Brüderlichkeit wettert, ist offenbar bis heute zu gefährlich für die Hollywood Filmmaschinerie.