Zurück zur UN-Ordnung?

Pablo Hörtner

Die Rückkehr zur Weltordnung, die auf dem Völkerrecht beruht - als Alternative zum NATO-Angriffskrieg - ist eine Forderung, die aktuell von Teilen der Antikriegsbewegung gestellt wird. Vergeßlichkeit scheint sich hier breit zu machen: Zwischen 1945 und 1989 wurden über 400 bewaffnete Konflikte geführt. Auch im Kalten Krieg herrschte kein Frieden.
Erstmals gebraucht wurde dieser Terminus der psychologischen Kriegsführung vom US-Amerikaner B. M. Baruch, üblich wurde er jedoch erst nach dem Erscheinen des Buches ”Kalter Krieg” von W. Lippmann (1947). Daß in dieser speziellen Phase des Imperialismus in Wirklichkeit vor keinen Mitteln zurückgeschreckt wurde - offene Anwendung von Waffengewalt, massive militärische Aufrüstung, u.a. der Bau von bio- und chemischen Waffen, zunehmende Gefahr einer globalen nuklearen Katastrophe ... - ist kein Geheimnis. Erst unlängst unterstrich Hugo Portisch bei einem ZIB 2 Interview mit Raimund Löw die Bedeutung des „Tod-Rüstens“ von Seiten des Westens für den wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch der Sowjetunion.

UNO-Weltordnung

Ein Effekt dieses „Krieges“ war die Integration und Unterordnung der gesamten Welt in diesen Konflikt. Alle ausgebeuteten und unterdrückten Klassen und Völker - allen voran das Proletariat der ökonomisch rückständigeren Gebiete und Nationen - mußten ihre Interessen den strategischen Interessen des Imperialismus und der stalinistischen Bürokratie unterordnen. Eine neue Weltordnung und eine neue Institution entstand: die UNO. Diese völkerrechtliche Instanz wurde errichtet, um einen ”Dritten Weltkrieg” zu verhindern - in der Praxis oft nicht nur ein Friedens-, sondern auch ein Todschlagargument gegen Befreiungsbewegungen.

USA: Internationale Völkermordzentrale

Doch dies hat die Vereinigten Staaten (und ihre Verbündeten Britannien, Deutschland u.a.) schon damals nicht daran gehindert, an den übelsten Verbrechen (an) der Menschheit an vorderster Front beteiligt gewesen zu sein:

  • Mehr als 2.000.000 (zwei Millionen!) von US-amerikanischen Soldaten getötete Vietnamesinnen und Vietnamesen. Die Auswirkungen der Giftgas- und Napalm-Anschläge sind heute noch an verstümmelten und verkrüppelten Kindern der dritten Generation bemerkbar!
  • 3.000.000 Menschen starben im Korea-Krieg!
  • Während der sogenannten Cubakrise war eine ganze Insel vor der Küste der USA dem Untergang nahe. Die ganze Welt zitterte aufgrund eines möglichen bevorstehenden Atomkrieges!
  • 1.000.000  tote KommunistInnen forderte das reaktionäre Regime des durch den CIA (US-Auslandsgeheimdienst) gepushten Diktators Suharto in Indonesien!
  • Die Diktatur Pinochets - einer weiteren Schöpfung des CIA - kostete tausenden ChilenInnen, großteils in Lagern und auf Folterbänken, das Leben!
  • Die blutige Konterrevolution in Nicaragua, geleitet und initiiert von US-Präsident R. W. Reagan!
  • Letzlich zählt auch die Unterstützung und der Aufbau von Regimen und Gruppen, die sich heute teilweise gegen die Interessen der USA/NATO richten, dazu: Saddam Hussein im Irak (u.a. setzte Hussein in den 80ern US-amerikanisches Giftgas gegen den Iran ein!), Pakistan mit seinen Atombombenversuchen und die afghanische Mudjahedin (gegen die damaligen sowjetischen Interessen), sowie den ultrareaktionären islamischen Fundamentalismus.
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