Di 11.06.2019
Lehrer*innen aus allen Teilen des Landes kämpften gegen Kürzungen und Privatisierung. Diese Revolte hat Streiks, Demonstrationen und Besetzungen im ganzen Land mit sich gebracht, von jenen Gebieten, wo Trump stark ist, bis hin zu Städten wie Los Angeles. Es begann im Februar 2018, als die Lehrer*innen von West Virginia in den Streik traten und alle 55 Bezirke des Staates lahmlegten - gegen explodierende Gesundheitskosten, niedrige Löhne, sich verschlechternde Arbeitsbedingungen und Repression gegen die Gewerkschaften. Seitdem haben Lehrer*innen den Kampf um weitere Themen ausgeweitet: Für Pensionen, gegen Schulschließungen, Privatisierung und Rassismus.
Lehrkräfte im ganzen Land ließen sich von der Bewegung gegen Trump inspirieren, vor allem von den Frauenmärschen und der wachsenden #MeToo Bewegung gegen sexuelle Belästigung. Ein Jahr, nachdem Trump das Amt übernommen hatte, radikalisierte sich die Stimmung und die Proteste verlagerten sich zunehmend zu den Arbeitsplätzen. 2018 gab es die höchste Beteiligung an Arbeitskämpfen seit 1986. Vor 2018 hatte es aufgrund des sinkenden Einflusses der Gewerkschaften relativ wenig Widerstand im Bildungssektor gegeben, abgesehen von Ausnahmen wie in Chicago der Lehrer*innengewerkschaft 2012 und in Wisconsin 2011.
Die erste Welle von Streiks - in West Virginia, Oklahoma, Arizona und Kentucky – fand in Staaten statt, die von der liberalen Linken und den Demokraten als "rückständig" betrachtet werden, weil sie 2016 für Trump gestimmt haben. Diese Staaten sind aber auch diejenigen, in denen einige der schlimmsten Einschnitte im öffentlichen Bildungswesen vorgenommen worden waren und wo Lehrer*innen am schlechtesten bezahlt werden. Als die Lehrer*innen von Oklahoma im April letzten Jahres in den Streik traten, hatten sie seit über einem Jahrzehnt keine Lohnerhöhung mehr erlebt und die Finanzierung war seit 2008 um 28% pro Schüler gesenkt worden. In Arizona kämpften die Lehrer*innen nicht nur für sich selbst, sondern auch für ein höheres Gehalt für alle Unterstützungskräfte. Sie forderten auch das Einfrieren der Unternehmenssteuersenkungen, bis die Ausgaben pro Schüler*in den nationalen Durchschnitt erreichen. Ähnliche Forderungen wurden auch bei anderen Streiks gestellt. Gewerkschaftsfeindliche Gesetze bedeuten aber, dass Lehrer*innen in diesen Staaten kein Recht auf Kollektivvertragsverhandlungen und nur eingeschränkte gewerkschaftliche Vertretung haben. Trotz dieser Gesetze erhoben sich die Lehrer*innen, und die Bewegung, die in West Virginia teilweise von Sozialist*innen geführt wurde, nahm die Form einer Rebellion gegen die lokale Regierung an.
Viele Lehrer*innen in liberaleren Staaten ließen sich von dieser Streikwelle anstecken, die die Führung auf lokaler Ebene nach links gedrückt hat, was wiederum zu mehr Streiks in diesen Staaten geführt hat. In Kalifornien hat diese linke Führung zu Beginn des Jahres Streiks in Los Angeles und Oakland geführt, die sich im ganzen Bundesstaat und dann im ganzen Land ausgebreitet haben. Das führte zu Zusammenstößen mit der Demokratischen Partei, die die lokalen Schulbehörden kontrolliert und die Unterstützung von Privatisierung über die Interessen von Lehrer*innen und Schüler*innen gestellt hat. Kürzungen im öffentlichen Bildungswesen sind Teil der neoliberalen Politik, die von beiden Parteien umgesetzt wird, und die sich nach der Rezession noch verschärft hat. Gegen allen Widerstand konnten in Oakland und Los Angeles Siege errungen werden, die Beschäftigten im ganzen Land mehr Selbstvertrauen schenkten. Viele dieser Streiks wurden zum Teil von einer neuen Schicht von Frauen geführt, die sich erst vor kurzem radikalisiert hatten. Streiks von Frauen standen in den USA im letzten Jahr insgesamt an vorderster Front, z.B. haben die Beschäftigten von McDonald's und Google wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gestreikt.
Sozialistische Organisationen, einschließlich Socialist Alternative, spielten eine wichtige Rolle bei der Unterstützung und Leitung dieser Streiks. Während des Lehrer*innenstreiks in Oakland war Socialist Alternative jeden Tag bei den Streikposten. Wir schlugen Forderungen vor, die von den Lehrer*innen sehr positiv aufgenommen wurden, und organisierten mit den Gewerkschaftsaktivist*innen gemeinsam eine Aktion gegen die Privatisierung für die Milliardäre nach Beendigung des Streiks. Wenn diese Streikwelle anhalten und noch größere Erfolge bringen soll, müssen Sozialist*innen und der Rest der Linken weiterhin eine starke Rolle spielen im Kampf für weitergehende Forderungen wie die Besteuerung der Reichen zur Finanzierung der Bildung und für eine neue Partei , die Arbeiter*innen anstelle von Unternehmen vertritt. Wir müssen den Kampf gegen die herrschende Klasse als Ganzes führen und gegen das System, das ihnen nutzt, während Studierende und Lehrkräfte unter die Räder kommen. Wir müssen für eine sozialistische Gesellschaft kämpfen, wo freie Bildung ein Recht für alle ist, und die sich nicht nach den Bedürfnissen der Konzerne richtet.