Mo 05.05.2014
Auch heuer war der 1. Mai in der Türkei durch heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geprägt. In Istanbul verbot die Regierung jeden Aufmarsch am Taksimplatz. Das Verbot war komplett grundlos da es heuer nicht einmal eine einzige Baustelle auf dem Taksimplatz gab. Zynischerweise argumentierte die Regierung das Verbot mit der Belästigung der BürgerInnen der Istanbuler Innenstadt durch die 1.Mai Demonstration. Am Vorabend des 1. Mai wurde Istanbul in eine Hochsicherheitszone verwandelt. 40.000 Polizisten, ein Stopp aller Fähren über den Bosporus und massive Einschränkungen bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln legten die 15 Millionen-Stadt lahm. Offensichtlich war der Regierung hier die Belästigung der BewohnerInnen von Istanbul egal. Der enorme Einsatz von Tränengas führte u.a. zur Evakuierung von Häusern in Besiktas und anderen Stadtteilen rund um den Taksim. Der Taksimplatz hat für die ArbeiterInnenbewegung in der Türkei einen hohen symbolischen Wert. Er wurde 2010 nach Jahren der Militärdiktatur und des Verbots von der ArbeiterInnenbewegung zurück erobert; Erdogan lies sich dafür als Demokrat feiern. Drei Jahre danach war die Demonstration am Taksimplatz wieder verboten. Der an den Takismplatz angrenzende Gezi-Park war letztes Jahr im Mai Ausgangspunkt einer großen Protestbewegung.
In Ankara verbot Erdogan Demonstrationen in Kızılay, der Innenstadt von Ankara. Daher war auch in Ankara die Stimmung angespannter als sonst. Rund 25.000 Menschen folgten dem Aufruf der linken Gewerkschaften DISK und KESK zum Maiaufmarsch. Zahlreiche linke Gruppen und Parteien sorgten für eine Vielzahl von Blöcken und ein sehr kämpferisches Bild. Wie immer waren die kurdischen Organisationen einen wichtigen Teil des Aufmarsches. Bezeichnend war auch die hohe Beteiligung von jungen Menschen. Ein Zeichen dafür dass die 1. Mai Tradition in der Türkei alles andere als ein totes Ritual von Altlinken ist. So bildeten etwa linke Fußballfans der türkischen Großclubs einen kämpferischen Block. Mit dabei auch ein kleiner Block der Altpapiersammler von Ankara. Bei Ihnen handelt es sich größten Teils um verarmte, sehr junge, Menschen aus dem Osten der Türkei die in einen wichtigen Teil der Müllabfuhr darstellen. In den letzten Jahre versuchen sich die PapiersammlerInnen zu organisieren und für eine Verbesserung ihrer extrem schlechten Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
Das CWI steht in der Türkei noch am Anfang. Aber seit über einem Jahr gibt es mit Sosyalist Alternatif eine aktive CWI-Gruppe die sich unter anderem aktiv an den Gezi-Park-Protesten letztes Jahr beteiligte.
Mit FreundInnen; SympathisantInnen und internationalem Besuch bildeten wir einen CWI-Block beim Aufmarsch am 1. Mai. Da es in der Türkei nur wenige Gruppen mit eigener Internationale gibt sorgten auch die CWI-Fahnen für Nachfragen und Diskussionen.
Für 2.5. luden wir zu einer Veranstaltung über die internationalen Perspektiven und die Arbeit des CWI ein. Erstmals sammelten sich CWI-SympathisantInnen nicht nur um ein zwei Tische in einem linken Cafehaus sondern in einem eigenen, größeren Raum. Mit zahlreichen BesucherInnen, darunter auch einigen neuen Leuten, ist der Versuch eine eigene öffentliche Veranstaltung zu machen voll gelungen. Die Arbeit von Sosyalist Alternatif rund um den 1. Mai war ein erfolgreicher Schritt zum weiteren Aufbau des CWI in der Türkei.