So 12.11.2006
Am Freitag den 10. November morgens wurde der prominente tamilische Parlamentarier in Sri Lanka, Nadarajah Raviraj, ermordet . Er wurde vor seinem Haus in Colombo erschossen kurz nachdem er im Frühstücksfernsehen aufgetreten war. Auch einer seiner vier Bodyguards wurde getötet. Die Mörder kamen in einem der typischen dreirädrigen „Taxis“, feuerten die fatalen Schüsse auf den Parlamentarier ab als dieser gerade in sein Auto steigen wollte und verließen den Tatort auf einem Motorrad.
Nadarajah Raviraj war ein bekannter Menschenrechtsanwalt, der politisch den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) nahestand und auch Bürgermeister der nördlichen Stadt Jaffna war. Er war Teil des zivilen Beobachtungskomitees (CMC)” das die jüngste Serie von brutalen Entführungen und Ermordungen von TamilInnen untersucht. In dieser Kampagne arbeitete er eng mit anderen tamilischen PolitikerInnen und führenden linken Persönlichkeiten in Sri Lanka zusammen.
Vorsitzender und Sprecher des CMC ist Siritunga Jayasuriya, Generalsekretär der United Socialist Party (CWI, Sri Lanka, Schwesterorganisation der SLP in Österreich bzw. der SAV in Deutschland). Letzte Woche erschien ein Artikel in einer der sri lankesischen Zeitungen, der berichtete, das Siritunga selbst eines der wichtigsten Ziele der Mörder ist.
Er erhält ständig Morddrohungen. Der Mord am letzten Freitag hat offensichtlich ein Ziel: Jene, die sich gegen die Regierung und in Verteidigung der tamilischen Minderheit aussprechen, sollen zum Schweigen gebracht werden.
In einem Interview, dass er im Oktober der londoner TamilInnenzeitschrift Thesam gegeben hatte, äußerte sich Nadarajah Raviraj sehr kritisch gegen die Regierung, weil sie Krieg gegen die tamilische Minderheit führt und paramilitärische Gruppen fördert, die in geheimen Einverständnis mit der sri lankesischen Armee agieren. Er beschuldigte außerdem die sinhalesische chauvinistische JVP (Volksbefreiungsfront) Blut an ihren Händen zu haben.
Jene, die den Kampf für die Rechte der tamilisch-sprechenden Bevölkerung weiterführen, riskieren ihr Leben.
Hinter den Todesschwadronen stehen durch und durch kommunalistische, sektiererische Kräfte die hoffen, wieder einen umfassenden Bürgerkrieg zu beginnen. Sie sind gegen jede Form von Friedensvertrag mit der LTTE. Siritunga machte am Morgen der Ermordung von Raviraj klar: “Sie versuchen die Brücken zwischen Norden und Süden zu zerstören”.
Nein zu den Morden, Entführungen und zum Krieg!
Die jüngsten Friedensgespräche in Genf sind ohne Ergebnis beendet worden und der drei Jahre alte Waffenstillstand ist de facto zusammengebrochen. Letzten Mittwoch, den 8. November, hat die sri lankesische Armee ein Flüchtlingscamp im Osten des Landes angegriffen, wobei 45 tamilische ZivilistInnen getötet und weitere 60 schwer verletzt wurden. (Am Tag vor seinem Tot hat Raviraj an einem Protest gegen diese Gräueltat teilgenommen.) Am Donnerstag und Freitag gab es schwere Opfer auf beiden Seiten in heftigen Seeschlachten.
Seit 1983 hat der Bürgerkrieg mehr als 60.000 Menschenleben gefordert und schwächt die Wirtschaft des Landes. Die Menschen in Sri Lanka leiden unter dramatischen Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln und Benzin. Im Norden wird die tamilische Bevölkerung im wahrsten Sinne des Wortes ausgehungert, weil die Nachschubroute aus dem Süden blockiert wird.
Die Begräbniszeremonie für den tamilischen Abgeordneten der Nationalen Allianz sollte am Mittwoch den 15. November stattfinden. Auf Bitten seiner Familie wurde sie auf Montag den 13. November vorverlegt. Bei einer Zusammenkunft des zivilen Beobachtungskomiteees und anderer Anti-Kriegs-AktivistInnen am Freitag wurde der Vorschlag von Siritunga angenommen, dass die Zeremonie in der Hauptstadt von Sri Lanka die Form eines Massenprotestes erhalten sollte.
Es gab einen Aufruf an alle politischen Parteien, an der Zeremonie teilzunehmen, mit Ausnahme der Regierungsparteien. Es gab einen Aufruf an Geschäfte und Büros sowie Märkte zu schließen und die Gewerkschaften wurden aufgefordert, Arbeitsniederlegungen zu organisieren und gemeinsam zur Kundgebung zu gehen und Aktionen gegen die Mörder zu verlangen. SinhalesInnen, TamilInnen und Moslems/Muslima die sich beteiligen sind vereint in der Aussage, das es nun endgültig zu weit gegangen ist. Mit diesem jüngsten Mord steigert sich die Stimmung für ein gemeinsames Auftreten gegen den Krieg, die Entführungen und Ermordungen.
Die USP wird noch energischer ihre Kampagne gegen die Vertuschungen durch die Regierung, für ein Ende des Krieges und für die Rechte der tamilisch-sprechenden Menschen auf Selbstbestimmung fortführen, was unter diesen Umständen großen Mut braucht. Die USP wird den Kampf für die Bedürfnisse der ArbeiterInnenklasse und der armen Menschen in Sri Lanka – egal ob SinhalesInnen oder TamilInnen – intensivieren und eine sozialistische Kraft aufbauen, die in der Lage ist, Kapitalismus und Krieg zu beenden.
Der Präsident von Sri Lanka, Mahinda Rajapakse, hat die Ermordung von Raviraj kritisiert, aber seine Regierung beschützt die Terrorgruppen immer noch. Wir rufen zu einer weltweiten Lawine von Protesten gegen die jüngsten Gräueltaten auf.
Das Komitee für eine ArbeiterInneninterantionale ruft zur maximalen Solidarität mit der USP und dem CMC auf. Es braucht massiven internationalen Druck damit die sri lankesische Regierung endlich gegen die Todesschwadronen aktiv wird. Im Anschluss eine Muster-Protestresolution, die möglichst viele Organisationen und Personen faxen/mailen sollen.
Der Präsident von Sri Lanka, Mahinda Rajapakse, hat die Ermordung von Raviraj kritisiert, aber seine Regierung beschützt die Terrorgruppen immer noch. Wir rufen zu einer weltweiten Lawine von Protesten gegen die jüngsten Gräueltaten auf .
Proteste an:
- In Österreich: Botschaft von Sri Lanka: Fax: 01-5037993
- In Sri Lanka: Fax: ++94 11 2321404 und e-mail gosl@presidentsl.org
- Kopien bitte an usp@sltnet.lk und cwi@worldsoc.co.uk
Spenden für die Arbeit der USP bitte auf PSK 72620353 (Kennwort Sri Lanka)
Musterresolution:
Letter of condemnation on the killing of Nadarajah Raviraj
The killing of Nadarajah Raviraj the former mayor of Jaffna is a despicable act of cowardice to be condemned by one and all who reject and stand against communalist divisions.
Nadarajah Raviraj was a sitting MP and was known for his views on the ethnic/national question of the Tamils in Sri Lanka. He was accessible to many Southern political activists and fighters for various working people’s struggles and issues. To those who campaign and build for genuine workers’ unity in the Island, he was an honest fighter for the cause that he believed in.
In recent weeks Nadarajah Raviraj was active in the Civil Monitoring Committee (CMC) - a popular initiative organised by the left forces in Sri Lanka against Abductions and Killings which are increasing by the day. The CMC is headed by Siritunga Jayasuriya of the United Socialist Party. This mass initiative threatens many in the establishment and the gangsters they support, because the issue is being taken up on class lines rather than the conspiratorial methods that these gangs themselves adopt.
Being the dominant political question in the island of Sri Lanka, the Tamil National Question and the debate and disasters that surround it, draw in all genuine fighters for change – Sinhala or Tamil. There are brave Sinhala activists that are castigated for their work on campaigns like the CMC by the rightwing Sri Lankan media as ‘Sinhala Tigers’, trying to portray them as terrorists by linking them with the Liberation Tamil Tigers of Eelam and encourage the assassins to target them.
The communalist sectarians are allowed to carry out their murderous campaigns without hindrance. The killing of the likes of Raviraj and other political figures is a ploy, as Siritunga has said, to “destroy the bridges between the South and the North”. They are aimed at silencing opposition to war and to frustrate the initiative of genuine peace with dignity to all.
- We condemn the assassination of Nadarajah Raviraj.
- We demand action to stop any further such killings.
- We condemn the inaction of the government and its failure to rein in the sectarian chauvinist communalist forces in Sri Lanka.
- We vehemently protest against the protection by the government of the gangsters who commit these heinous acts of cowardice.
Yours
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