Pussies fight back!

Weltweit wehren sich Frauen dagegen, dass das Rad der Geschichte zurückgedreht werden soll.
Sarah Krenn

In den letzten paar Monaten hat sich bei der Situation von Frauen international viel getan. Wenn ich mich am Abend mit Freundinnen oder Arbeitskolleginnen treffe, geht es in unseren Gesprächen inzwischen nicht mehr darum, was für Konzerte in nächster Zeit sind oder wer grad was gemacht hat. Unsere Gespräche sind dominiert von Diskussionen über die aktuelle Lage von Frauenrechten im In- und Ausland.

Wir sind wütend, denn wir wissen: wenn es zu weiteren Kürzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich kommt, dann sind wir diejenigen, die zuhause neben einem mies bezahlten Vollzeitjob noch die Angehörigen pflegen. Trump mit seiner Aussage „grab them by the pussy“ („Pack sie bei der Muschi“) und seinem insgesamt sexistischen Verhalten ist zwar als US-Präsident der mächtigste Mann der Welt, aber in seinem Sexismus keineswegs allein.

Dass darüber viele Frauen wütend sind, ist klar. Viele haben Angst, was da jetzt auf uns zu kommt. Beim "Womens March on Washington" sind weltweit bei 673 Demonstrationen geschätzte fünf Millionen Frauen, Kinder und auch Männer auf die Straße gegangen. Ein machtvoller Schritt in Richtung Widerstand. Wir dürfen nur nicht dabei stehen bleiben! Doch nicht nur in den USA gibt es Wut und Proteste. In Russland beschloss Putins Partei ein Gesetz, welches Gewalt in der Ehe verharmlost und weitgehend straffrei macht. Zu recht gab es trotz de facto Demonstrationsverbot in Russland, aber z.B. auch in Österreich, Proteste dagegen.

Denn wir dürfen uns lange und hart erkämpfte Frauenrechte nicht wieder wegnehmen lassen! Wir haben weit über 100 Jahre für die Selbstbestimmung über unseren eigenen Körper gekämpft und doch versuchen uns Kirche und Konservative diese Rechte wieder zu nehmen. In Polen konnte durch eine riesige Kampagne das Totalverbot der Abtreibung verhindert werden, doch nun versucht die Regierung, den Zugang zur „Pille danach“ drastisch einzuschränken. In Irland kämpfen Frauen nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit darum, dass Schwangerschaftsabbruch legalisiert wird. Dieser Kampf hat inzwischen eine so große Popularität bekommen, dass ich immer wieder gefragt werde, was da genau los ist und "wie bescheuert ist denn die Regierung in Irland eigentlich?“

Auch in Österreich ist die Situation nicht das Gelbe vom Ei. Zwar gibt es Zugang zu Schwangerschaftsabbruch, doch nur an insgesamt 17 Stellen und außerdem teuer. Und auch auf allen anderen Ebenen sind Frauenrechte unter Beschuss. In den Diskussionen, die wir führen, herrscht viel Wut. Der unglaublich miese Abschluss der Kollektivverträge im Sozialbereich, der nicht einmal an die Inflationsgrenze herankommt, führt zu angefressenen Gesichtern. Eine Kollegin hat eine Erklärung dafür: "Der Sozialbereich ist traditionell ein Frauenarbeitsbereich. Wir werden immer schon zu schlecht für unsere Arbeit bezahlt. Dass mit Menschen auf die Toilette zu gehen keine anstrengende Arbeit ist, kann auch nur wem einfallen, der das noch nie gemacht hat. Eigentlich sollten wir streiken und demonstrieren!" In der Charité, einem riesigen Krankenhaus in Berlin, wurde gestreikt und dieses Beispiel zeigt, was geht! Auch in Österreich können und müssen wir uns aufraffen und im Sozial- und Gesundheitsbereich streiken.

Bei jungen und älteren Frauen ist die Stimmung: Wir lassen uns das nicht mehr gefallen! Bei sozialen Bewegungen wie z.B. im Gesundheitswesen sind Frauen an der Spitze des Protestes. Denn wen treffen Kürzungen in diesem Bereich am meisten? Ja: Frauen! Wer muss die zusätzliche Arbeit übernehmen, die durch Kürzungen eingespart wird? Du sagst es: Frauen.

Also was dagegen tun? Zu Hause sitzen und sich in die guten alten 70er Jahre zurückwünschen, wo es in manchen Ländern bezüglich grundlegendster Frauenrechte tatsächlich Verbesserung gab? Nein, nicht mit uns! Bettina Wegner hat schon gesungen "Weine nicht sondern schrei!" Wir bleiben nicht dabei, uns einmal eine nette rosa Haube zu stricken und dann einmal demonstrieren zu gehen. Wir stehen auf und sagen: So kann es nicht weitergehen. Wir kämpfen täglich für unsere Rechte, nicht nur ein- oder zweimal im Jahr. Wir kämpfen vor und nach dem 8. März für unsere Rechte und nicht nur in Österreich, sondern international. Wir beschränken den Kampf nicht nur auf "typische Frauenthemen", sondern machen alle Themen zu „Frauenthemen“ - denn gemeinsam sind wir stärker! Wir beteiligen uns an Protesten. Wir initiieren Proteste. Wir kämpfen!

 

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