Di 01.12.1998
Bereits seit Mitte 1998 hat die SOV sich um die Vorbereitung einer Kandidatur links von SPÖ und Grünen bemüht. Wir gehen davon aus, daß sich die Linke im Allgemeinen und SozialistInnen im Besonderen, gerade in der jetzigen Situation - die vor allem durch ein enormes politisches Vakuum geprägt ist - auch Wahlen stellen müssen. SozialistInnen gehen dabei von einer Position der Schwäche aus. So begrüßenswert z.B. der Grazer KPÖ-Erfolg war; es wäre ein Trugschluß zu glauben, dieser könnte einfach - ohne die jahrelange Arbeit, die dort geleistet wurde - auf die Bundesebene übertragen werden könnte.
Wir verstehen Wahlkampf in der jetzigen Situation als eine politische Kampagne für sozialistische Ideen, bei der es in erster Linie darum geht, „von links zu polarisieren". Dort, wo man dazu in der Lage (weil vorhanden) ist, soll versucht werden, an lokale Bewegungen und Kämpfe (so klein und begrenzt sie auch sein mögen) anzuschließen und - wo möglich - solche zu initiieren. Realistisch ist keine Kraft auf der Linken in der Lage, diese Aufgabenstellung bundesweit, bei allen Wahlen, alleine abzudecken - weshalb Zusammenarbeit und Konzentration auf gewisse Bereiche dringlicher denn je sind.
Wir haben dieses - völlig offene - Angebot zur gemeinsamen Kandidatur an alle linken Einzelpersonen, Organisationen und Parteien gerichtet, bzw. richten es an diese.
Vor allem sprachen (und sprechen) wir die KPÖ direkt an: Ihr kommt in diesem Zusammenhang - aufgrund ihrer relativen Größe - eine besondere Verantwortung zu. Wir haben versucht, die KPÖ an diese Verantwortung zu erinnern und ein gemeinsames Wahlbündnis auf gleichberechtigter Grundlage zu initiieren. Dieses Bündnis ist durch einen Beschluß des KPÖ-Bundesvorstandes vom November 1998 unwahrscheinlich geworden: Die KPÖ strebt lediglich an, ihre KandidatInnenliste auch für andere „linke Persönlichkeiten" zu öffnen. Wir glauben, daß eine solche Kandidatur keinen Fortschritt darstellen würde, weil dieses Antreten kaum in der Lage wäre, auch nur die geringste Dynamik auszulösen. Ein Beleg dafür ist auch die innerparteiliche Oppositionshaltung, die es von verschiedenen Seiten und in der KPÖ zu der jetzt geplanten Form des Antretens gibt.