Do 20.09.2001
Die Medien haben ihr neues Feindbild gefunden: "Mitleidsloser islamistischer Terror", "Islamismus auf dem Vormarsch gegen den Westen", "Muslime werden radikaler", "Kampf der Muslime um ihren Platz an der Sonne", ... Die westlichen Regierungen präsentieren ihre 'Lösung': Krieg, der mit entsprechenden Worten angestachelt wird. "Wir werden sie in ihren Löchern ausräuchern"(Bush), "Es geht darum, Staaten auszuschalten" (Vizeaußenminister Wolfowitz)
Die Folgen sind absehbar
Die 'Salzburger Nachrichten' zitieren kommentarlos die "Arizona Republic" zur Ermordung eines indischen Tankstellenwarts mit drei Schüssen aus einem Pick-up: "Der Angreifer müsse den 49-jährigen Inder wegen seines Turbans und seines Barts für einen Moslem-Fundamentalisten gehalten haben." Die deutsche islamische Glaubensgemeinschaft meldet rassistische Übergriffe auf moslemische MigrantInnen, sowie Drohbriefe, -anrufe und Beschimpfungen.
Neue Bedrohungsbilder
Gezielt wird nun rassistisches Gedankengut angestachelt und das Bild vom 'kinderfressenden Russen' nun auf den Afghanen (oder Iraki) übertragen. Dahinter steckt das Konzept vom "Kampf der Kulturen", wie es rechte amerikanische Politologen wie Samuel Huntington formuliert haben. Diese neue "Staatsideologie" der westlichen Welt behauptet, die Verteidigung der westlichen Zivilisation gegen andere Kulturen sei der unvermeidliche Krieg des 21. Jahrhunderts. Tatsächlich ist der Versuch, die Welt so zu erklären (wie alle rassistischen Ideologien) zum Scheitern verurteilt. Das zeigt alleine die Tatsache, dass nicht nur die Talibanmilizen ein Produkt der US-Außenpolitik sind. Auch Bündnispartner in den Kreuzzügen des Westens sind brutale Diktaturen, die sich auf den Islam berufen - wie z.B. Saudi-Arabien.
Ist der Islam schuld?
'Der Islam' ist genau so schuld an Selbstmordattentaten, wie jede andere Religion, die den Menschen als Alternative zu einem unerträglichem Diesseits ein besseres Jenseits verspricht. Solange ein "Heldentod" diesen Weg nach oben nicht versperrt. Der "islamische" Terror unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht vom - ebenfalls religiös motivierten - rechtsextremen Terror, der die USA in der Vergangenheit erschütterte. Gleichzeitig liegen die gesellschaftlichen Wurzeln bei Attentätern aus den Armutsregionen der Welt wesentlich offener vor uns. Sie sind Ausdruck der Verzweiflung einer Weltwirtschaftsordnung, die sich dort täglich in Hunger, Krieg und Gewalt äußert. Das einzig wirksame Mittel, um Terror einzudämmen, ist, den Kampf der westlichen Konzerne und Regierungen gegen die Bevölkerung in diesem Teil der Welt zu beenden. Eine internationalistische Bewegung, getragen vom gemeinsamen Widerstand gegen die Herrschaft der Banken und Konzerne, wäre hier ein entscheidender Schritt.
Die nächsten Terroropfer
Tatsächlich befinden sich die nächsten Opfer der Anschläge bereits im Fadenkreuz der Regierungen: MigrantInnen und Asylwerber. Konzepte wie die Aufnahme von Fingerabdrücken von Asylbewerbern in der EU, die Ausweitung der Überwachung von MigrantInnen (wie bereits von der deutschen CSU verkündet), liegen auf dem Tisch. Die FPÖ wird diese rassistische Stimmung im nächsten Wahlkampf als 'MigrantInnenproblem' wieder dankbar aufgreifen. Terrorismus wird so nicht verhindert. Aber die kapitalistische Ordnung wird gestärkt, die für Haß, Gewalt und Terror verantwortlich ist.