Großmachen, draufhauen, und das Ganze nochmal

Sonja Grusch

Wie war das mit dem Zauberlehrling? Die USA unterstützten die Mudschaheddin (gegen die Sowjetunion), die Vorläufer der Taliban. Israels Regierung baute die Hamas als Gegenpol zur linken PLO auf. Die Geister, die der Imperialismus rief, wird er nicht mehr los. Dort, wo religiöse Fanatiker nicht direkt aufgebaut wurden, wurden die Grundlagen für ihr Wachstum geschaffen: Ausbeutung der nigerianischen Rohstoffe durch den Imperialismus – so kann sich Boko Haram als Alternative präsentieren. Afghanistan bzw. Libyen, die ins Mittelalter gebombt wurden. Im Irak wird eine Elite, die ausländische Firmen unterstützt, hofiert, das Land auszuplündern und entlang religiöser Linien zu spalten. In Syrien werden Waffen an die Rebellen geliefert, um den beim Westen unbeliebten Assad zu beseitigen – während die PKK, eine nicht religiöse linke Kraft, die sich Isis/IS erfolgreich entgegenstellt, im Westen selbst kriminalisiert wird.

Isis/IS ist ein weiteres Kapitel im langen Buch der Verbrechen des Imperialismus. Die ewig gleiche „Lösung“ des Imperialismus: Eine militärische Intervention des Westens wird als notwendig präsentiert, um den Isis-Wahnsinn zu stoppen. Doch mit den für die Terrorbekämpfung untauglichen Mitteln des Imperialismus wachsen der fundamentalistischen Hydra für jeden abgeschlagenen Kopf mehrere neue. Weil eben bestenfalls Symptome, nie aber Ursachen bekämpft werden. Wie können die Übel des religiösen Fundamentalismus und der lokalen Warlords wieder in die Büchse der Pandora zurückverfrachtet werden? Indem der Zauberlehrling Imperialismus UND die Hydra Fundamentalismus bekämpft werden. Indem wir hier die schwache, aber existierende ArbeiterInnenbewegung sowie die multiethnischen Strukturen, die es noch gibt, unterstützen und indem wir verhindern, dass der Westen die nächste militärische Intervention zur „Friedenssicherung“ beginnt.

 

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