Do 29.03.2012
Heute, Donnerstag, um 12.00 fand eine Protestaktion vor der GdG in Linz statt. Wir kritisierten den Beschluss der GdG-Führung, den für 28.3. fixierten Streik ausgesetzt zu haben, bloß weil Landeshauptmann Pühringer persönlich einen (ohnehin lang bekannten) Gesprächstermin fixiert hatte. Vor der Aktion hatten im AKH und im Neuen Rathaus noch eine Reihe von wütenden und enttäuschten KollegInnen unsere Listen unterschrieben. Die einhellige Meinung: Es ist ein Wahnsinn, dass die Gewerkschaft den Streik ausgesetzt hat. Uns wird berichtet, dass z.B. bei der Abteilung Tiefbau alle „sehr enttäuscht sind über die Aussetzung“.
Kaum stehen wir vor dem Gewerkschaftshaus kommen vier Funktionäre heraus – darunter der GdG-Vorsitzende Haudum und sein Stellvertreter Berger. Sie haben von unserer Protestaktion gehört. V.a. Haudum ist – wohl auch wegen unseres Berichtes über die Stimmung unter den KollegInnen – stinksauer. Er versucht es so darzustellen, als ob wir ein Stimmungsbild zeichnen, dass so nicht existiert. Bei ihm würden kaum wütende Protestmails eintreffen, die KollegInnen wären zufrieden und mit der Streikaussetzung einverstanden. Wir übergeben mehr als 100 Unterschriften, die wir in einem knappen Tag gesammelt haben – auch hier wird der Eindruck vermittelt, das wäre nicht repräsentativ. Als wir auf den Beschluss der Betriebsversammlung im Linzer AKH hinweisen wird auch das abgetan. Dort haben am 27.3. über 200 TeilnehmerInnen einstimmig und „auf das Schärfste“ mit einer Resolution gegen die vom Landesvorstand der GdG beschlossene Streikaussetzung protestiert. Die Reaktion der Gewerkschaftsspitze: was sind schon 200, es wären ja viel mehr im AKH beschäftigt. Unser Hinweis, dass immer nur ein Teil bei einer Betriebsversammlung anwesend ist, wird ignoriert. Später wird ihnen klar, dass wir einen Bericht über das Treffen veröffentlichen werden, da werden dann die üblichen Phrasen gebracht, man bedankt sich artig für die Unterschriften und erklärt, das alles „sehr ernst“ zu nehmen.
Mehrfach wird uns erklärt, man sei uns keine Rechenschaft schuldig. Als Argument dafür wird verwendet, wir wären keine GdG-Mitglieder. Mein Hinweis darauf, wir wären alle ÖGB-Mitglieder ändert daran nichts. Offensichtlich ist der Titel der Mitgliederzeitung „Solidarität“ nur ein leeres Wort... Haudum hat mir in einen Gespräch vor zwei Tagen aber auch erklärt, er würde zu jeder Betriebsversammlung gehen, zu der er eingeladen wird, und dort der Belegschaft Rede und Antwort stehen. Ich hoffe, dass viele Belegschaften dieses Angebot annehmen!
Wir laden die GdG-Spitze zur Veranstaltung am 2. April (18.00 Alte Welt am Linzer Hauptplatz) ein. Wir machen klar, wenn sie an diesem Tag keine Zeit haben, ist uns auch jeder andere Termin recht. Wir denken, dass eine Veranstaltung, bei der GdG-Mitglieder, Landesbeschäftigte und auch andere GewerkschafterInnen die Möglichkeit haben, über die Fragen Streik, Streikabbruch und Wie weiter zu diskutieren, sinnvoll wäre. Haudum wiederholt, dass er uns „keine Rechenschaft“ geben muss und sieht keine Notwendigkeit für eine solche Veranstaltung.
Gestern (Mittwoch, der Tag an dem eigentlich der erste Streiktag sein sollte) fand ein Treffen mit Pühringer statt. Es waren allerdings nicht, wie vorher suggeriert, Verhandlungen, sondern es wurden nur die Positionen ausgetauscht. Als ob die nicht vorher schon bekannt gewesen wären?! Den ersten Verhandlungstermin gibt es erst am 16. April. Als wir nachher einer Kollegin aus dem Pflegebereich davon erzählen meint sie: „Super, und dann den nächsten einen Monat später, und dann zwei Monate später und dann in einem halben Jahr und dann ist eh schon alles zu spät!“ Die Gefahr besteht, dass sich die Gewerkschaftsspitze von den Zahlen, die Pühringer präsentieren wird, und die natürlich selektiv ein mieses Bild zeichnen werden wieder mal in Sachzwanglogik breit schlagen wird lassen und sich daran beteiligt, den Mangel zu verteilen anstatt echte Verbesserungen für die KollegInnen – darunter viele Frauen mit kleinen Einkommen - zu erkämpfen!
Die Vertreter der GdG betonen immer wieder, sie werden ein gutes Verhandlungsergebnis einfahren, wir sollten sie daran messen. Wir machen klar: wichtig ist nicht, was wir davon halten, sondern die KollegInnen in den Dienststellen, beim AKH, in den Kindergärten etc. Wir schlagen eine Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis vor: Wenn die Gewerkschaftsführung davon überzeugt ist, dass es ein gutes Ergebnis wird, dann soll sie eine Urabstimmung durchführen wo die KollegInnen dem Ergebnis zustimmen können oder sich entscheiden können, für Kampfmaßnahmen zu stimmen, um ein besseres Ergebnis zu erkämpfen.