Mo 22.02.2010
Der neueste Animationsblockbuster "Avatar" bricht alle Kinorekorde: Mittlerweile hat der um 300 Millionen Dollar produzierte Film weltweit über 1 ½ Milliarden Dollar eingespielt. Die neuen 3D Effekte sorgen allerorts für Staunen und Kopfweh. Die Story von "Avatar" ist kurz erzählt: Die gierigen Menschen sind im All auf der Suche nach Rohstoffen und finden dabei einen besonders wertvollen, das "Unobtainium" auf dem Dschungelplanet "Pandora". Dieser wird von Einheimischen bewohnt, die sich Na'vi nennen. Die Na'vi leben im Einklang mit der Natur auf den Rohstoffvorkommen. Doch die Menschen sind bereit, über außerirdische Leichen zu gehen, um an das Unobtanium zu kommen und nach einigen diplomatischen Versuchen, die Eingeborenen zum Wegziehen zu überreden greifen sie zu militärischen Mitteln. Die Na'vi schließen sich zusammen, wehren sich und besiegen in einem heldenhaften Guerillakrieg die Invasoren. - Doch, Stop - Kommt uns das nicht irgendwoher bekannt vor?
Die russische Kommunistische Partei ist der Meinung, dass für den Blockbuster Handlung und Figuren aus dem Roman "Die Unruhe" des sowjetischen Autors Boris Strugazki verwendet worden sind und will jetzt Regisseur David Cameron wegen geistigem Diebstahl anzeigen. Ob das wahr ist, ist wohl eher sekundär. Um Inspiration für diese Story zu finden, hätte Cameron nicht Sowjet- Literatur durchstöbern müssen. Ein einfacher Blick auf die Realität hätte genügt.
Seit dem schönfärberisch genannten "Zeitalter der Entdecker" wurden indigene Völker Asiens, Amerikas und Afrikas unterdrückt, ausgebeutet und ausgerottet, um an Rohstoffe wie Gold zu kommen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Der Kapitalismus zerstört nicht nur indigene Kulturen, er vernichtet auch ihre Umwelt, wie in Südamerikas Regenwäldern sehen können. Doch auch um Widerstand zu sehen müssen wir nicht aufs 4,4 Lichtjahre entfernte Pandora blicken: In Mexiko befindet sich die indigene Guerilla EZLN, auch "Zapatistas" genannt seit 1994 auf Kriegsfuß und kämpft gegen das NAFTA- Abkommen, das mexikanischen Grund dem bestbietenden US-Konzern zuschanzt. In Brasilien kämpft die "Bewegung der Landlosen" (Movimento dos Sem Terra) gegen kapitalistische Großgrundbesitzer.
Ist nun "Avatar" ein engagiertes Zeichen gegen die Ausbeutung indigener Völker? Immerhin will das chinesische Regime den Film in China verbieten. Viele zwangsumgesiedelte Chinesen könnten sich in den Na'vi wieder erkennen und Widerstand leisten. Trotzdem: Gerade in den USA, ausgerechnet in der Weltwirtschaftskrise wird der teuerste Film aller Zeiten produziert, während viele US-AmerikanerInnen vor dem Aus stehen. Die Unsummen an Geld, die der Film einspielt, gehen nicht an Opfer der Krise oder gar an indigene Widerstandsbewegungen. Es kommt zu einem perversen Effekt: Der Kapitalismus inszeniert seine eigenen Verbrechen und verdient sich daran auch noch dumm und dämlich. Kopfweh garantiert.