Sa 13.06.2015
Wir werden Werner Hörtner sehr vermissen. Für uns war er über viele Jahre ein sehr geschätzter Weggefährte und Bündnispartner. Für viele ältere SLP-Mitglieder war er wohl auch so etwas wie ein väterlicher Freund. Werner Hörtner war nicht nur ein wichtiger Experte für Lateinamerika und ein engagierter Journalist für die Sache der Unterdrückten. Es gab noch Einiges mehr, dass ihn als Kämpfer gegen Ungerechtigkeit auszeichnete. Wenn er eine politische Sache, etwa eine Kampagne für richtig fand, dann war er dabei. Eine gute politische Idee, oder noch besser die praktische Umsetzung einer guten politische Idee, das wurde von ihm unterstützt. Ob diese nun von der SLP oder einer anderen linken Gruppe oder Partei kam, war zweitrangig.
In diesem Sinne beteiligte sich Werner an einigen Kampagnen in denen die SLP eine wichtige Rolle spielte. So werden uns viele gemeinsame Erlebnisse in Erinnerung bleiben. Er beteiligte sich in den frühen 2000er Jahren beim Kampf für Frauenrechte, bzw. der Verteidigung der Abtreibungsklinik Lucina gegen die radikalen AbtreibungsgegnerInnen von HLI. Die Kampagne ging über 2-3 Jahre und viele Samstage im Monat standen wir im 2. Bezirk, in der in großen Sperlgasse, gleich beim Karmelitermarkt. Werner Hörtner war so oft er konnte bei unseren samstäglichen Kundgebungen dabei. Und: er war dabei so aktiv wie möglich, mit seinem Humor und seinem Engagement. Die typische Arroganz und der Zynismus vielen älterer (Ex-)Linker, war im vollkommen fremd. Er rief laut die Slogans mit, diskutierte mit PassantInnen, half beim Auf- und Abbauen und verteilte Flugblätter.
Das Karmeliterviertel begann damals schicker (und teurer) zu werden, und so mancher „Journalisten Promi“ kam an unserer Aktion vorbei, um vom Kameliermarkt sein Biogemüse zu holen. Wenn Werner solche Leute sah, bekamen sie ganz sicher ein Flugblatt (da nütze es auch nichts wenn die vermeintlichen Promis schon vorher vorsorglich die Straßenseite gewechselt hatten) und er forderte sie auf über unseren Kampf zu berichten.
Das war nicht nur eine praktische Unterstützung, es war auch seine Art zu zeigen, dass er sich für die richtige Sache mit der SLP (und/oder anderen Linken) auf die Straße stellte. Das gab auch uns Kraft.
Zu Recht haben in den letzten Tagen viele betont, dass sich Werner Hörtner besonders durch gelebte Solidarität auszeichnete. Er beteiligte sich an zahlreichen Antiabschiebungsaktionen, machte bei Kampagnen mit. Menschen die vor der Abschiebung bewahrt und aus der Schubhaft befreit wurden, nahm er bei sich auf. Damit half er den Betroffenen, den politisch Verfolgten. Er half aber auch uns, da er uns Stress und Verantwortung abnahm, und wir uns auf den politischen Teil der Antiabschiebungsarbeit konzentrieren konnten. Viel praktische Solidarität gab es gerade in den letzten Jahren im Flüchtlingsbereich. Etwa auch für den Augustinverkäufer der von seinem Stammplatz vor einer Filiale von einer Handelskette vertrieben werden sollte und bei vielen Dingen mehr.
Nach Möglichkeit unterstütze er auch die internationale Arbeit der SLP und des CWI. So organisierte er beim Besuch eines führenden Genossen und Menschrechtsanwalts aus Sri Lanka mehrere Treffen mit JournalistInnen, NGOs und Institutionen. So war es z.B. möglich dem damaligen UN-Berichterstatter über Folter, Manfred Novak, in einem direkten Gespräch über die Folter in srilankesischen Gefängnissen zu berichten. Diese praktische Solidarität hat uns ermutigt und vielen geholfen.
Es ist schwer vorzustellen Werner Hörtner nicht mehr zu treffen, etwa auf einer Demonstration, einer Veranstaltung oder in der Buchhandlung Libreria Utopia. Nicht mehr sein enormes Wissen abfragen zu können, nicht mehr mit ihm die österreichische Tagespolitik einschätzen zu können und vieles mehr.
Er wird uns fehlen. Unsere Anteilnahme gilt seinen Kindern, unserer Genossin Maria und unserem Genossen Pablo, sowie der ganzen Familie, allen FreundInnen und WeggefährtInnen. Wir werden uns an ihn und an seine Taten erinnern. Es ist uns zum Abschied daher ein besonders Anliegen ihm Danke zu sagen! Danke, für das was er für die internationale Solidaritätsbewegung, für die Linke und für die ArbeiterInnenbewegung geleistet hat.