Mi 13.07.2005
Am 11. Juli versuchte der rechtsextreme „Bund freier Jugend“ (BFJ) erneut, seine Hetze unter die Menschen zu bringen. Nachdem wir gemeinsam mit anderen den von der „Bürgerinitiative Aktion sichere Zukunft“ (ASZ), welche nur eine Tarnung des BFJ ist, angemeldeten „Fackelzug gegen den Volkstod“ im April 2005 verhindert haben, versuchte er es diesmal mit einem „politischen Stadtspaziergang“. Obwohl wir nicht wussten, wo genau der BFJ diesen abhalten wollte, konnten wir den Nazis die Straßen nicht überlassen und
organisierten eine Gegenkundgebung im Zentrum von Linz. Anschliessend gab es eine Demonstration vom Haupt- bis zum Blumauerplatz und wieder zurück. Zur Unterstützung sind auch AktivistInnen aus dem Raum Ybbs/NÖ (von SWI), dem Mühlviertel und sogar Salzburg angereist.
Trotz regnerischen Wetters erschienen zu der dritten größeren
antifaschistischen Kundgebung seit Beginn unserer Stop-BFJ-Kampagne um die 100 Menschen, größtenteils Jugendliche. Die meisten waren nicht in Organisationen integriert. Trotz größerer Ausmaße der letzten Kundgebung (23. April) und vor allem der großen Demo im Oktober 2004 ist dies angesichts des Wetters und der Lage in der Ferienzeit ein Erfolg. Derzeit ist es wichtiger denn je, den BFJ, welcher als „Aktion sichere Zukunft bereits wagte, Infotische und Kundgebungen anzumelden (was erfolgreich verhindert wurde) durch unsere Präsenz auf der Straße weiterhin
zurückzudrängen. Vor allem in einer Zeit, in der rechte Hetze, rassistische Provokationen und, nach 5 Jahren Schwarz-Blauer Regierung, ein zunehmendes Abwälzen der gesellschaftlichen Missstände auf MigrantInnen auf der Tagesordnung stehen. Jetzt, wo der BFJ zeitweise zurückgedrängt wurde, gilt es nachzusetzen und ihn daran zu hindern, jemals wieder den Mut zu haben
Demos und Infotische anzumelden.
Spannungen durch soziale Krise
Die sozialen Spannungen in Linz spitzen sich immer weiter zu. Wenige Tage vor der Demo kam es in der Linzer Altstadt, in welcher sich ein Großteil des Linzer Nachtlebens abspielt, beinahe zu einer Straßenschlacht. Ein Schwarzer, der einen rassistischen Provokateur unsanft aus einem Lokal beförderte, sollte von der Polizei abgeführt werden, woraufhin sich eine Frau vor das Polizeiauto warf, um das zu verhindern. Durch den Lärm wurde die gesamte Altstadt aufgerüttelt. Anstatt tatenlos zuzusehen, versuchten etwa hundert Menschen, die Polizei aufzuhalten. Sämtliche Linzer Streifenwagen und die Spezialeinheit „Cobra“ wurden angefordert. Es kam zu 5 Verhaftungen.
Diesen Vorfall konnte nicht einmal die bürgerliche Presse als Ausrutscher herunterspielen. In den „OÖ Nachrichten“ war die Rede davon, dass sich zu solchen Taten kaum Jugendliche gewinnen lassen, welche eine gute Schul- oder Lehrausbildung genießen, sondern jene am Rande des Systems, welche entweder keine oder mehrere Billigjobs haben, wodurch sich ein Hass auf „die da oben aufstaut. Hinzu kommt der für viele Menschen ständig spürbare Rassismus im Alltag.
Das war keine - wie der BFJ behauptet - „Übung für den Rassenkampf“, sondern ein Eskalieren der gesellschaftlichen Misstände. Die „gutbürgerliche Fassade bröckelt über den Widersprüchen des Kapitalismus. Auf der Demonstration am 11. Juli machten wir das unter anderem gemeinsam mit einer linken türkischen Organisation auch lautstark deutlich.
Nach dieser weiteren Verschärfung der Verhältnisse ist es für uns umso wichtiger, unsere Ideen durch Veranstaltungen, Infotische und Demos zu präsentieren. Das kann für alle unterdrückten und ausgebeuteten Menschen eine Perspektive außerhalb des Rassismus aufzeigen. Und außerhalb jenes ganzen Gesellschaftssystems, das diese Probleme erzeugt. Daher halten wir fest am Ziel einer sozialistischen und letztlich klassenlosen Gesellschaft, in welcher der Fortschritt zu Gunsten der Menschen genützt werden kann.