Do 01.04.2004
Am 1. April haben die FahrerInnen des Botendienstes Veloce (freie DienstnehmerInnen) bereits zum zweiten Mal gegen die Verschlechterung ihrer Einkommenssituation gestreikt. Die Preissenkungen der Vergangenheit gingen voll zu Lasten der BotInnen. Von der nun erfolgten Preiserhöhung sollen sie aber weniger bekommen. An sich bekommen die FahrerInnen 57% von jedem Auftrag, die Geschäftsführung ist aber nur bereit, 26 Prozent der Preiserhöhung an die FahrerInnen weiterzugeben – damit wird die der 57%ige Anteil um 2-4 Prozentpunkte gesenkt, für die regelmäßigen FaherInnen ist das ein Verlust von rund 100 Euro pro Monat. (Die Einstiegskosten bei Veloce, für Rucksack und Montur, die gleichzeitig Werbung für die Firma sind, liegen übrigens über 100.- Euro.) Unmut gibt es auch bezüglich der Abrechnungen, insbesondere die X-Tickets, wo den FahrerInnen die vollen Kosten von Rechnungen, bei denen im Nachhinein Unklarheiten auftreten, aufgebrummt wird, führen zu hohen Abzügen. Laut FahrerInnenvertretung verdienen langjährige Boten heute weniger als vor 13 Jahren.
Insbesondere die KernfahrerInnen weisen auf eine Reihe von Problemen hin (siehe Forderungen der FahrerInnen) und die FahrerInnenversammlung bekräftigt ihre Bereitschaft, weiter zu kämpfen. Es ist der erste Streik von “Atypischen” in Österreich. Den KollegInnen gilt unsere ganze Solidarität. Ihr Streik hat Signalwirkung für viele andere und ist der Anfang von künftigen Arbeitskämpfen bei den “neuen” Beschäftigungsformen!
Schlechte Arbeitszeiten - Mieser Lohn!
Veränderungen des Arbeitsmarktes wären notwendig, argumentieren seit den 80er Jahren Unternehmens- und Regierungsseite um die „Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich“ zu erhalten. Tatsächlich geht es – vor dem Hintergrund einer bestenfalls stagnierenden Wirtschaft - darum die Arbeitskraft für Unternehmen billiger zu machen, um ihre Profite zu sichern bzw. zu erhöhen. Bei vielen dieser “neuen” Beschäftigungsformen gibt es weniger oder keine Sozialversicherung, keine Kollektivverträge und den Wegfall von arbeitsrechtlichen Regelungen. Es gibt oft weder Urlaubs-, Mutterschutz- noch Insolvensentgeltssicherungsgesetz, es gibt kein Kranken- und kein Arbeitslosengeld sowie keine BetriebsrätInnen. Die “atypischen” sind inzwischen “typisch”, weil nur mehr die Minderheit aller Beschäftigten in “typischen” Beschäftigungsverhältnissen arbeitet!
- Der durchschnittliche Nettostundenverdienst von Freien DienstnehmerInnen liegt bei 7,73 Euro - dies beinhaltet allerdings keine Arbeitslosenversicherung und keine Endgeltfortzuahlung im Krankheitsfall.
- Ende 2002 gab es 24.300 "freien Dienstverträge" und 30.300 „WerkvertragsnehmerInnen“, wobei davon auszugehen ist, dass ein großer Teil davon Konstruktionen zur Umgehung des Arbeitsrechtes sind.
- Freiwillig arbeiten die wenigstens in diesen Beschäftigungsformen. Aber bereits jede zweite beim AMS gemeldete offene Stelle fällt in die Kategorie Teilzeit oder projektbezogenes Dienstverhältnis. Nur rund jedeR fünfte freie DienstnehmerIn ist dies freiwillig, 70 % sehen Probleme bei der sozialen Absicherung.
Die Sozialistische LinksPartei (SLP) fordert:
- Mindestlohn von 1100.- Euro netto/Monat bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitszeit auf 30-Stunden/Woche.
- Volle demokratische Rechte für “Atypische” - also das Recht, BetriebsrätInnen zu wählen
- Alle ArbeitnehmerInnen – auch geringfügig Beschäftigte und freie DienstnehmerInnen – müssen voll sozialrechtlich abgesichert und gesetzlich geschützt sein: z.B. was die Lohnersatzleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie anteilsmäßige Altersversorgung und Arbeitslosenversicherung angeht