Di 19.05.2009
Zugegeben, es ist schon sehr verlockend, auf Seiten wie MySpace, Facebook, StudiVZ udgl. zuzugreifen – denn man kann sich wunderbar damit unterhalten, herausfinden, was irgendwelche Leute gerade unternehmen, ganz ohne diese zu fragen. social networking Plattformen bieten die Möglichkeit, sich auch ohne Programmier-Kenntnisse eine kleine Profil-Seite zu erstellen und damit sich und sein Privatleben für jedermann offen zu legen. Das kann sehr unterhaltsam sein und daher boomen diese Netzwerke allesamt.
Datenverwertung für Profite
Probleme jedoch können sich ergeben, wenn social networking Plattformen nicht mehr nur von Privatleuten genutzt werden, um sich zu verewigen, sondern die so erhobenen Daten für diverse Unternehmungen zweckentfremdet werden. Facebook kündigte im Oktober 2007 an, die Profile seiner Benutzer verschiedenen Unternehmen zur Verfügung zu stellen, damit diese individuelle und personalisierte Werbung anzeigen können. Auf diese Art gelangten Angaben über persönliche Beziehungen, politische Überzeugung, Wohnort, Hobbies und vieles mehr in die Hände dieser Unternehmen – die nun die Daten ihre KundInnen genauso wie jene ihrer MitarbeiterInnen noch besser nutzen können. Facebook änderte im Februar 2009 seine Nutzungsbedingungen insoweit, dass es nun unter formeller einmaliger Zustimmung der User möglich war, dass sich die Betreiber des Netzwerkes die angegebenen Daten sowie allerhand upgeloadetes Material wie Bilder auch dann behalten kann, wenn der Account bereits gelöscht wurde und die Mitgliedschaft damit gekündigt. Dieses Vorgehen stieß auf massive Proteste, sodass diese Änderung wieder zurückgenommen wurde – weiterhin steht es nun aber Facebook zu, die gesammelten Daten der User zu verwenden und weiterzugeben, solange der Account aktiv ist.
User CIA und Zensur
Dem nicht genug, können die Daten auch für politische Zwecke verwendet werden: Der US-Geheimdienst CIA tritt in einer Facebook-Gruppe auf und wirbt dort um neues Personal, finanziert von einer Firma, in deren Vorstand Gilman Louie sitzt, der auch in einer CIA-finanzierten Firma aktiv ist. Um die Stellenangebote der CIA zu lesen, ist es Voraussetzung, eingeloggt zu sein. Die Nutzungsbedingungen gestatten der CIA auch Zugriff auf die Daten der BenützerInnen. Zwei amerikanischen Studenten gelang es, binnen kürzester Zeit 70.000 Facebook-Profile herunter zu laden; 2006 konnten über eine Million StudiVZ-Profile heruntergeladen werden – anschließend war es möglich, eine Profilanalyse durchzuführen, um die Daten statistisch auszuwerten. Auch alle privaten Bilder der User kursieren frei durch das Internet herum und können bei Kenntnis der URL betrachtet werden. 2006 wurden alle MySpace-Profile mit jenen amerikanischer Sexualstraftäter abgeglichen, um “die Benutzer zu schützen”. MySpace wird auch vorgeworfen, aus weltanschaulichen Gründen User oder Gruppen zu löschen. Die zehntausende Mitglieder zählende “Atheist and Agnostic Group” verschwand ohne Vorankündigung von der MySpace-Bildfläche …