"Solange all diese Angriffe gegen die Bildung nicht vom Tisch sind, gibt es keinen Grund, sich zu beruhigen."

Interview mit Anna Ferschl, AHS-Fichtnergasse, stv. Schulsprecherin

Anna, die Fichtnergasse war ja am Donnerstag beim Schulstreik dabei. Warum?

Wir waren dabei, um uns gegen die von Ministerin Schmied geplanten Maßnahmen zu wehren. Um zu sagen, dass es uns nicht passt. Weil es für uns, als SchülerInnen eine schlechte Maßnahme ist. Obwohl sie sagt, sie will Qualitätssicherung, bessere Ausbildung für LehrerInnen, für SchülerInnen. Dass passt für uns nicht zusammen, wenn man die LehrerInnen zwei Stunden länger arbeiten lässt, und einspart, da springt für uns nichts Positives dabei heraus.

Wie habt ihr die SchülerInnen über das Thema informiert?

Wir sind nach der Dienststellenversammlung durch alle Klassen gegangen, haben schülerInnen davon erzählt, haben Fragen beantwortet und Unterschriften gesammelt. Es gab auf der Dienstellenversammlung eine Unterschriftenlisten für LehrerInnen, die haben wir auch für die SchülerInnen verwendet. Kurz darauf haben wir eine Informations- und Diskussionsveranstaltung für die Oberstufe gemacht. Die hat zwei Stunden gedauert. Zuerst haben die LehrerInnen alles vorgestellt, was sie über die geplanten Maßnahmen wissen, wer was dazu sagt von den PolitikerInnen, wie die unterschiedlichen Medien berichten, die Argumente der Gewerkschaft, der ElternvertreterInnen etc. Dann haben wir einen Schüler, eine Elternvertreterin und zwei LehrervertreterInnen auf der Bühne sitzen gehabt, denen konnte man Fragen stellen um das Thema von allen Seiten zu beleuchten. Nachdem wir mit den Unterschriftenlisten durchgegangen sind, haben in vielen Klassen die LehrerInnen nachher auch noch lange mit den Schülerinnen diskutiert. Die SchülerInnen haben da dann sehr viele direkte Fragen an die LehrerInnen gestellt, über ihre Arbeitszeit, Verträge etc. Die LehrerInnen haben sich natürlich gefreut, dass wir sie unterstützen – weil in den Medien wurde ja ziemlich gegen sie gehetzt. Wobei ihnen natürlich klar ist, dass es den SchülerInnen nicht nur um die LehrerInnen sondern um sich selbst geht. Sie haben auch die Fragen der SchülerInnen sehr ehrlich beantwortet und sich auch über das Interesse gefreut. Insgesamt haben über 70% der SchülerInnen die Unterschriftenliste unterschrieben.

Wie habt ihr SchülerInnen für den Streik am 2.4. mobilisiert?

Da haben wir sehr kurzfristig mobilisiert, weil wir erst sehr spät davon erfahren haben. D.h. wir haben nur mit drei Klassen sprechen können. Wir sind hin, haben den KlassensprecherInnen und den SchülerInnen erklärt um was es geht. Konkret hat z.b. in einer Klasse auch die Elternvertreterin alle Eltern angerufen und ihnen erklärt um was es geht. Letztlich waren dann aus der Fichtnergasse ca 60 SchülerInnen auf der Demo, va Oberstufe, aber auch ein paar aus der 4en Klasse. Das ist gerade angesichts der Tatsache, dass wir eigentlich so wenig mobilisieren können, sehr gut. Wichtig war auch, dass in der Früh Leute vor der Schule gestanden sind, und zum Streik aufgerufen haben, da sind auch noch viele mitgegangen. Beim nächsten Streik, werden wir es sicher viel besser machen!

Wie war die Stimmung nach dem Streik?

Weil es knapp vor der Ferien war, hab ich nicht mit allen geredet, aber viele waren sehr glücklich, endlich selbst mal was machen zu können. Sonst kriegt man ja oft gesagt, was man tun soll. Endlich mal war ihre, bzw. unsere Meinung wichtig. Klar war es aufregend, das erste Mal streiken und demonstrieren, aber v.a. waren wir auch überrascht, was wir als SchülerInnen selbst leisten können. Alle haben gesagt: ja, das machen wir wieder!

In den Medien wird jetzt darüber geschrieben die SchülerInnen wären von den LehrerInnen benützt, teilweise gezwungen worden, zu demonstrieren und wüssten gar nicht, worum es eigentlich geht?

Bei uns ist niemand gezwungen worden, die LehrerInnen haben glaub ich gar nichts davon gewusst. Es gibt bei uns auch LehrerInnen, die den Schulstreik gar nicht gut gefunden haben. Anderer schon. Wir wissen schon, warum wir gestreikt haben. Wir haben uns ja inhaltlich auch vorher darauf vorbereitet. Der Grossteil hat sehr genau gewusst, warum sie dort waren – alle haben sich ausgekannt.

Bist du dafür, dass es noch einen Streik gibt?

Prinzipiell ja, wir wollen uns da auch groß beteiligen und haben viele Ideen, was wir da an der Schule dafür erarbeiten werden. Solange all diese Angriffe gegen die Bildung nicht vom Tisch sind, gibt es keinen Grund, sich zu beruhigen.