Zahlen zu Armut und Reichtum in Österreich

Armut...

  • Die Armutsgefährdung wird auf Basis von EU-SILC (European Community Statistics on Income and Living Conditions) ermittelt. Als armutsgefährdet werden Personen bezeichnet, deren Haushaltseinkommen unter 60 % des Medians des Äquivalenzeinkommens (bedarfsgewichtetes Netto-Pro-Kopf-Einkommen) liegt. Dieser Median des Äquivalenzeinkommens liegt bei 19.011 Euro pro Jahr oder 1.584 Euro pro Monat. Für 2008 liegt die Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt demgemäß bei 951 Euro pro Monat. Auf dieser Basis errechnet waren 2008 in Österreich 12,4 % der Bevölkerung armutsgefährdet. Das sind rund eine Million Personen. (Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2008)
  • 300.000 Menschen haben nicht mehr als 600 Euro monatlich zur Verfügung. (Quelle: Armutskonferenz)
  • Als manifest arm werden nach EU-SILC Personen mit finanzieller Deprivation bezeichnet. Als Deprivation wurde definiert: Jene Merkmale, die von der Mehrheit der Bevölkerung als „absolut notwendig“ angesehen werden, werden als Maßstab herangezogen und wer sich diese Dinge nicht leisten kann, ist aus zentralen gesellschaftlichen Bereichen ausgeschlossen. Der so festgelegte Mindestlebensstandard in Österreich besteht demnach aus folgenden Gütern und Verhaltensweisen:
    • Die Wohnung angemessen warm zu halten

    • Regelmäßige Zahlungen (wie etwa Wohnkosten, Kreditrückzahlungen) rechtzeitig zu begleichen

    • Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche

    • Unerwartete Ausgaben bis zu 900 Euro (zB für Reparaturen)

    • Bei Bedarf neue Kleidung

    • Jeden zweiten Tag Fisch oder Fleisch

    • Einmal im Monat Freunde oder Verwandte zum Essen einzuladen

Rund die Hälfte der einen Million Armutsgefährdeten ist nach dieser Definition manifest arm. Das sind etwa 492.000 Personen oder 6 % der Wohnbevölkerung. (Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2008)

  • Das Einkommen von Ein-Eltern-Haushalten liegt um 24 % unter dem Medianeinkommen.
  • Das Einkommen von Mehrpersonenhaushalten mit drei und mehr Kindern liegt 22 % unter dem Medianeinkommen.

  • Das Einkommen von alleinlebenden PensionistInnen liegt 21 % unter dem Medianeinkommen.

  • Das Einkommen von Personen ohne österreichischer oder EU/EFTA-Staatsbürgerschaft liegt 27 % unter dem Medianeinkommen.

  • Das Einkommen von eingebürgerten ÖsterreicherInnen liegt 20 % unter dem Medianeinkommen. (Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2008)

...und Reichtum

  • Das reichste Prozent der privaten Haushalte in Österreich hält 27 Prozent des gesamten Vermögens.

  • Das oberste Promille besitzt mehr als acht Prozent, das ist soviel, wie die gesamte untere Hälfte der Haushalte gemeinsam an Geldvermögen besitzt. (Quelle: Arbeiterkammer nach Sozialbericht 2007-2008)

  • Die obersten zehn Prozent der Bevölkerung verfügen über mehr als zwei Drittel des gesamten Vermögens.

  • Das oberste Prozent hat einen größeren Anteil am Vermögen als 90 Prozent der Bevölkerung. (Quelle: Arbeiterkammer nach Bericht über die soziale Lage 2003-2004)

  • 10 % der ÖsterreicherInnen besitzen 60 % des in Österreich vorhandenen Gesamtvermögens von 1.200 Milliarden Euro.

  • 10 % der ÖsterreicherInnen besitzen 60 % des Immobilienvermögens, das laut Österreichischer Nationalbank 880 Milliarden Euro beträgt.

  • 10 % der österreichischen Haushalte besitzen 54 % des Geldvermögens.

  • 65 % der gesamten Steuereinnahmen in Österreich stammen aus Lohn- und Mehrwertsteuern, aber nur 1,4 % aus Vermögenssteuern. (Quelle: www.wege-aus-der-krise.at)

Umverteilung von unten nach oben

  • Der Anteil von ArbeitnehmerInnenentgelten am Bruttoinlandsprodukt wird immer kleiner, der Anteil der Wirtschaft hingegen immer größer. 1978 betrug der Anteil der ArbeitnehmerInnenentgelte am BIP 57 %, 2003 betrug er nur mehr 51 %. (Quelle: 2.Armuts- und Reichtumsbericht der Öst.Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung)

  • Die Sozialquote – das ist der Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt – betrug 1994 noch 29,9 %. Im Jahr 2001 betrug er nur mehr 28,5 %. (Quelle: 2.Armuts- und Reichtumsbericht der Öst.Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung)

  • Nach Angaben des Privatstiftungsverbandes bestehen derzeit 3300 eigennützige Privatstiftungen. Laut Arbeiterkammer entgehen dem Bund durch die Steuervorteile für eigennützige Privatstiftungen jährlich rund 750 Millionen Euro an Steuereinnahmen.
  • Nicht nur die Zahl der Personen mit hohem Einkommen nimmt überdurchschnittlich zu, auch deren Einkommen steigen überdurchschnittlich. Während sich die Einkommen in den untersten drei Einkommensdezilen in den Jahren 1995 bis 2005 nur um insgesamt 5,6 % erhöhten, stiegen sie in den drei obersten Einkommensdezilen um mehr als 30 %.

  • Die Zahl der Dollar-Millionäre hat sich in Österreich zwischen 1999 und 2005 mehr als verdoppelt. (Quelle: 2.Armuts- und Reichtumsbericht der Öst.Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung) 

    Die reichsten ÖsterreicherInnen und ihre Privatstiftungen, Platz 1 bis 16

    1 Die Piechs & Porsche: 30.500 Mio Euro Vermögen (Louise Piech Privatstiftung)

    2 Die Flick Erben: 6.100 Mio Euro Vermögen (Dr. Flick’sche Privatstiftung Rottenmann)

    3 Mateschitz, Dietrich: 4.200 Mio Euro Vermögen (Dietrich Mateschitz Privatstiftung)

    4 Schaeffler, Maria-Elisabeth& Georg: 4.100 Mio Euro Vermögen

    5 Liechtenstein, Erbprinz Alois& Fam.: 4.000 Mio Euro Vermögen

    6 Graf, Johann: 3.500 Mio Euro Vermögen (Moy’sche Privatstiftung)

    7 Horten, Heidi: 3.400 Mio Euro Vermögen (Humana- und Privatissimo-Stiftung)

    8 Wlaschek, Karl & Fam.: 3.000 Mio Euro Vermögen (Karl Wlaschek Privatstiftung)

    9 Die Spar-Dynastien(Familien Drexel, Maier, Staudinger, Fuchs,

    Poppmeier, Landgraf, Wild, Philipp, Reisch): 2.500 Mio Euro Vermögen (JHD-, LD- und BGU-Privatstiftung)

    10 Stronach, Frank: 2.200 Mio Euro Vermögen

    11 Kahane, Emil Alexander & Patricia: 2.000 Mio Euro Vermögen

    12 Meinl, Julius V. & Fam.: 2.000 Mio Euro Vermögen

    13 Der Swarovski-Clan: 2.000 Mio Euro Vermögen (Gernot Langes-Swarowski Privatstiftung)

    14 Sohmen, Helmut: 1.800 Mio Euro Vermögen

    15 Haselsteiner, Hans Peter: 1.700 Mio Euro Vermögen (Haselsteiner Familienprivatstiftung)

    16 Kaufmann, Michael, Andreas, Christian: 1.700 Mio Euro Vermögen

    (Quelle: 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Öst.Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung, Zahlen für 2005)