Mi 28.08.2013
"working poor" heißt: Eine Erwerbsarbeit bzw. ein Einkommen zu haben und trotzdem arm oder armutsgefährdet zu sein. Offiziell bedeutet das für eine Einzelperson, dass man inklusive Erhalt von Sozialleistungen weniger als 1.066 € pro Monat zur Verfügung hat. Bei weiteren Personen, die in einem Haushalt leben, muss dieser Betrag entsprechend höher liegen. Erwachsene und Kinder werden hierbei unterschiedlich gewichtet. Doch diese offiziellen Grenzwerte der EU (statistische Erhebungen namens EU-SILC) sind unzulänglich, um das vollständige Ausmaß der Armut zu erfassen.
Einige Tatsachen zu diesem Thema:
- Hoch gefährdet sind: AlleinerzieherInnen, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder „Vermittlungseinschränkungen“ (geringe formale Ausbildung, Schulden) und MigrantInnen.
- Mindestens 16 % aller Vollzeiterwerbstätigen verdienen so wenig, dass sie unter der statistischen Armutsgefährdungssschwelle liegen, bei Teilzeitkräften sind es 26 %.
- Bemerkenswert ist der Anstieg des Anteils der LeiharbeiterInnen unter den working poor: 2003 waren es 3 %, im Jahr 2010 bereits 9 %.
- 43 % der „working poor“ arbeiten im Dienstleistungssektor. Durchschnittsbezahlung: 8,57 € pro Stunde. Laut EU-Statistik SILC sind in diesem Bereich 38 % prekär (unsicher) beschäftigt.
- Der Anteil der working poor im Niedriglohnsektor (Verdienst zwei Drittel oder weniger des mittleren Verdienstes der Beschäftigten in Österreich) liegt bei 39 %.
- In Wien verdienen 39 % der mehr als 10.000 working poor weniger als 6,50 € pro Stunde.
- 60 % der BezieherInnen der Mindestsicherung erhalten diese finanzielle Unterstützung bzw. einen Teil davon, weil ihr Erwerbseinkommen zu gering ist, obwohl auch mit Sozialleistungen das Geld kaum reicht.
- Diese Formen der Armut werden in hohem Ausmaß an die nächste Generation weitergegeben.
Mehr zum Thema:
Erscheint in Zeitungsausgabe: