Di 28.02.2017
Seit ein paar Wochen gibt es wieder eine Debatte über die Vereinheitlichung des Jugendschutzes. Im Moment sind die Regelungen in jedem Bundesland unterschiedlich, was zu der absurden Situation führt, dass ein unter 16 jähriger im steirischen Hartberg am Abend zwei Stunden kürzer fortgehen darf als seine Freundin im 20 km entfernten Oberwart im Burgenland. Eine Vereinheitlichung ist dann zu begrüßen, wenn sie nicht benutzt wird, um Freiheiten weiter einzuschränken (z.B., indem die strengeren Tiroler Regeln übernommen werden) und damit ein Instrument zu schaffen, um Jugendliche stärker zu kontrollieren und schikanieren. Aber vor allem ist das Gerede über den Jugendschutz nichts als Heuchelei. Denn anstatt sich damit auseinanderzusetzen, was Jugendliche dazu treibt, zu viel Alkohol oder Drogen zu konsumieren, setzt man lieber auf Strafen, Gesetze und Repression. Längst ist bekannt, dass viele v.a. auch deshalb trinken oder Drogen nehmen, weil man aus einer furchtbaren Realität mit fehlenden Ausbildungschancen, miesen Jobs und AMS-Schikane fliehen will. Oder warum beschäftigt sich die Regierung nicht mit besseren Schutzbestimmungen für Lehrlinge? Dazu würde z.B. gehören, den Kündigungsschutz für Lehrlinge wieder zu verbessern (der seit 2000 immer weiter ausgehöhlt wurde) oder zu verhindern, dass Lehrlinge von ihren Betrieben länger als erlaubt bzw. in der Nacht eingesetzt werden. Tatsächlich passiert das Gegenteil: anstatt hier Jugendliche wirklich zu schützen, werden die wenigen Bereiche, die wirklich helfen, kaputt gespart. In immer mehr Städten werden Jugendzentren geschlossen oder bei Streetwork und anderen sozialen Betreuungsangeboten Jobs abgebaut. Denn echter Jugendschutz sind nicht repressive Gesetze, sondern ein Ausbau von Streetwork, Möglichkeiten zur gratis Freizeitgestaltung (z.B. Sport, Theater, Museum, Kino, Jugendzentren usw.), Bekämpfung von Leistungsdruck am Schul- oder Ausbildungsplatz usw. Aber das kostet natürlich. Doch den Regierenden ist der Schutz der Bankenkonten ihrer superreichen FreundInnen wichtiger als echter Schutz von Jugendlichen. Der beste „Jugendschutz“ sind aber ohnehin Jugendliche, die für die eigene Zukunft und gegen „Law&Order“ selbst aktiv sind.