Di 29.11.2016
Das Buch besteht aus 13 Berichten, einer guten Datenbank und einem Experteninterview. Wer es liest, bekommt einen sehr lebensnahen Eindruck, wie arme Menschen leben. Wien wird weltweit als eine wohlhabende und reiche Stadt dargestellt. Das Buch macht klar: es gibt auch arme Menschen, die in der Statistik keinen Platz finden. Die Reportagen behandeln gut und verständlich den Weg in die Armut. Das können unterschiedliche Gründe sein: Jobverlust, unbezahlbare Kreditraten, Delogierung, aber auch Krankheit oder Kinderreichtum führen ins Abseits und den Ausschluss aus dem öffentlichen Leben. Auch Flüchtlinge kommen zu Wort und erzählen, wie sie versuchen, in Sicherheit zu überleben.
Das Buch ist auch eine Würdigung vieler Menschen, die in diesem Bereich ehrenamtlich oder beruflich arbeiten. In einigen Reportagen lernt man nicht nur verschiedene österreichische Sozialinstitutionen kennen, man erfährt auch etwas über den Arbeitsalltag der Beschäftigten. V.a. die Gruppe der 24-StundenpflegerInnen aus Osteuropa ist einerseits von Armut betroffen und andererseits als Pflegebeschäftigte längst ein wichtiger Teil der österreichischen ArbeiterInnenklasse. Gerade auch deswegen ist es schade, dass dem Buch Anregungen für einen Kampf zur Verbesserung der Zustände weitgehend fehlen. Sozialbewegungen in der Vergangenheit (etwa gegen Kürzungen in der Steiermark) haben gezeigt, dass es möglich ist, gemeinsam aktiv zu werden. Die Notwendigkeit dazu wird einem beim Lesen des Buches absolut bewusst – hier hätten Vorschläge zum was tun gut gepasst.
"Die Armen von Wien"von Uwe Mauch, ÖGB-Verlag, ISBN 978-3-99046-158-7