Nigeria: Korruption, Repression und Widerstand

In Lagos, Nigeria, wurde am 1. April ein Jugendlicher von der Polizei zu Tode geprügelt, weil er sich weigerte, seine Wertsachen als Schutzgeld abzuliefern. Allein im Stadtteil Ajegunle, wo der Mord passierte, werden täglich an die 500 Jugendliche festgenommen, um Geld zu erpressen. Nach dem tödlichen Polizeiübergriff organisierte das Democratic Socialist Movement (DSM - CWI in Nigeria) für den 3. April eine Protestkundgebung, um die Aufklärung des Mordes und ein Ende der Polizeigewalt zu fordern. Bei dieser Kundgebung wurden vier weitere Menschen von Polizisten getötet. Die Polizei begann in den darauf folgenden Tagen wahllos Jugendliche festzunehmen. Um dagegen zu protestieren, organisierte Dagga Tolar, Vorsitzender der Labour Civil Society Coalition in Lagos (einer Allianz aus Gewerkschaften und Bürgerrechtsorganisationen) sowie Mitglied des DMS, eine Pressekonferenz. Er forderte neben Gerechtigkeit für die Opfer, die Freilassung aller Festgenommen und das Ende der Polizeibrutalität. Er forderte auch eine Erhöhung der Löhne der einfachen Polizeibeamten, damit sie nicht länger auf Erpressungen angewiesen sind. Die Antwort von offizieller Seite ließ nicht lange auf sich warten. Am 7. April wurde Dagga Tolar zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern des DMS, Akpos Okoro und Aderemi Ismail, verhaftet. Das CWI forderte daraufhin die sofortige Freilassung Dagga Tolars sowie aller anderen Aktivisten und rief zu internationalen Solidaritätskundgebungen auf. Der Druck auf die Behörden durch die internationalen Proteste führte nicht nur zur Freilassung der DMS-Mitglieder sondern auch aller Jugendlichen, die nach der Kundgebung am 3. April verhaftet worden waren. Doch ist die Gefahr noch nicht vorbei. Dagga Tolar berichtet in einem offenen Brief, dass der Polizeikommandant ihn persönlich mit dem Tod bedroht hat. Die Drohungen gehen aber auch von den „einfachen” Polizisten aus, die „Einnahmeverluste” erleiden, wenn die Proteste gegen Erpressung weitergehen. Die SLP wird auch weiterhin Solidarität mit der Bevölkerung von Lagos und den Aktivisten vor Ort organisieren.

Die Adressen für Solidaritätsbotschaften sind auf der Homepage des CWI unter http://www.socialistworld.net/doc/4211 zu finden.

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