Mo 14.01.2013
Warum hast du dich beworben?
Ich wollte dem Kampf der ÖlarbeiterInnen in Kasachstan eine Plattform geben. Der Protestsongcontest ist eine Möglichkeit, die Machenschaften des Regimes öffentlich anzuprangern. Viele Überlebende vom 16.12.2011 wurden absurderweise angeklagt, das Massaker provoziert zu haben. Vadim Kuramshin, Menschenrechtsanwalt und Unterstützer von Campaign Kazakhstan, wurde dank einer Solidaritätskampagne freigesprochen. Nun wurde er wieder inhaftiert und hat sich aus Verzweiflung die Pulsadern aufgeschlitzt. Er hat nur knapp überlebt, wurde aber nicht freigelassen, sondern nur notdürftig verarztet. Esenbek Ukteshbayev, führend in der unabhängigen Gewerkschaft Zhanartu und im Socialist Movement Kazakhstans, kehrt gerade aus dem Exil nach Kasachstan zurück – gerade deshalb braucht er den Schutz durch größtmögliche Öffentlichkeit.
Wie viel musikalischen Protest lässt der Kapitalismus zu?
Musik ist, wie fast alle künstlerischen Ausdrucksformen, hoch politisch. Menschen drücken aus, was sie bewegt. Im Kapitalismus stößt man damit früher oder später an die Grenzen der Gesellschaft oder gerät in Konflikt mit ihr. In der kapitalistischen Musikwirtschaft geht es nur um Profite. Starke (Jugend-)Bewegungen spiegeln sich zwar in der Musik wider, aber die Musikindustrie adoptiert und vermarktet sie rasch. Zugelassen wird freilich nur stromlinienförmiger, ungefährlicher Protest. Und die Politik fördert v.a. ihr genehme Musik. Als KünstlerIn überlegt man sich es dann dreimal, bevor man die Hand, die einen füttert, kritisiert. Musik kann Proteste unterstützen, indem sie Öffentlichkeit schafft, aber sie ist kein Ersatz für Bewegungen. Umgekehrt gibt es den Versuch von rechts, Musik für ihre Zwecke einzusetzen – die extreme Rechte versucht z.B. über Nazibands und Nazikonzerte, sich ein Umfeld aufzubauen. Das kann man nur durch eine starke antifaschistische Bewegung kontern.