Fr 02.12.2022
Artikel aus der ROSA-Zeitung vom März 2022
Am 14. Jänner 2022 gingen Zehntausende Menschen in ganz Irland nach einem Aufruf der Lehrer*innengewerkschaft auf die Straße und auch irische Communities in London, New York und Australien starteten Aktionen.
Der Auslöser für diese Proteste war der erste Femizid im Jahr 2022 in Irland. Die 23-jährige Ashling Murphy ging am 12. Jänner in Tullamore joggen und wurde dabei am helllichten Tag von einem fremden Mann angegriffen und ermordet. Ihr Tod löste große Trauer, aber auch eine tiefe Wut und der Wunsch gegen männliche Gewalt zu handeln in der Bevölkerung aus.
Ashlings Tod war aber nur die Spitze des Eisberges, nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Proteste dieser Art stattfanden. Der Hashtag #Shewasgoingforarun machte einerseits darauf Aufmerksam, dass Ashling alles „richtig“ gemacht hatte, um sich zu schützen und andererseits wurde damit an Sarah Everard gedacht, die am 3. März 2021 von einem Polizisten unter falschem Vorwand festgenommen, danach vergewaltigt und ermordet wurde. Weitere wichtige Kämpfe gegen sexuelle Gewalt und Opferbeschuldigung waren im Jahr 2018 mit den „I believe her“ und „this is not consent“ Protesten.
Die Wichtigkeit dieser Aktionen zeigten die Proteste im Jahr 2012, die durch den Tod von Savita Halappanavar ausgelöst wurden. Savita erlitt in ihrer Schwangerschaft einen medizinischen Notfall, welcher nur durch einer Abtreibung geholfen werden konnte. Der achte Verfassungszusatz kriminalisierte jedoch jede Art von Schwangerschaftsabbrüchen, was zu einer Sepsis und schlussendlich zum Tod von Savita führte. Nach jahrelangen Kampf, ausgelöst durch ihren Tod, wurde 2018 dieser Verfassungszusatz aufgehoben. Dies war ein historisches Ereignis, da damit erstmals legale Schwangerschaftsabbrüche im stark religiösen Irland möglich wurden.
Im Fall von Ashling brachten die irischen Lehrer*innen Gewerkschaften einen großen Beitrag zu den Protesten. Sie riefen nach ihrem Tod zu Mahnwachen im ganzen Land auf, bei denen zehntausende Menschen teilnahmen um ihre Solidarität mit den Angehörigen von Ashling sowie mit allen Opfern von geschlechtsspezifischer Gewalt zu zeigen. Ebenso mobilisierten die Gewerkschaften für Solidaritätskundgebungen und riefen zu einer Schweigeminute an allen Schule in ganz Irland auf.
Ebenso mobilisiert ROSA in Irland für den Internationalen Frauentag. Sie schlossen sich mit einer Lehrer*innengewerkschaft zusammen, um eine Kampagne gegen geschlechtsspezifische Gewalt am 8. März zu starten und UNITE Gewerkschaft der Bauarbeiter*innen teilten ihre Unterstützung an Protesten mit. Weiters wurde Unterstützung bei Student*innen- und lokalen Gewerkschaften angesucht. Im Norden arbeiten Genoss*innen mit UNITE Gastronomie-Beschäftigten zusammen, um einen gemeinsamen Leitfaden zu entwickeln und suchen nun Unterstützung und Unterschriften bei diversen Arbeitsplätzen. Damit und mit einer gemeinsamen ROSA Kampagne soll unter anderem in der Gastgewerbebranche gegen Gewalt und Belästigungen gekämpft werden, aber auch weiters um Arbeiter*innen einen sicheren Heimweg von der Arbeit zu garantieren.
Die nächsten Schritte sind nun ein Aufruf zu Protesten und Demonstrationen am 8. März. Denn das Ziel ist klar: Es muss jetzt gehandelt werden, um das "Nie wieder" Wirklichkeit werden zu lassen. Wie vor 10 Jahren zum Tod von Savita, ist heute die Bewegung „Never Again“ wichtiger als je zuvor. Doch damit sich solch eine Gewalt nicht nochmal wiederholt, müssen wir das System abschaffen, dass die Strukturen dafür schafft.
Die ganze ROSA-Zeitung findest du hier: