"Ich fordere eine Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis unter den LehrerInnen"

Offener Brief eines Berufsschullehrers an die GÖD

Liebe KollegInnen der GÖD,  

ich kann mich der Euphorie über das Verhandlungsergebnis leider nicht anschließen. Der uns über die Medien vermittelte Kompromiss geht doch voll und ganz zu Lasten der LehrerInnen. Frau BM Dr. Schmied ist mit der Forderung nach Arbeitszeitverlängerung und Gehaltskürzungen angetreten. Beides hat sie mit diesem „Kompromiss“ erreicht! Ich sehe hier keine Durchsetzungen von Forderungen der LehrerInnen, wie sie von Seiten einiger GewerkschaftsführerInnen in den Medien genannt wurden.

Besonders unverständlich sind mir folgende Punkte:  

  •   Aufnahmestopp für JunglehrerInnen

Für diese von BM Dr. Schmied mehrmals angekündigte „Maßnahme“ findet sich zumindest nichts in den von den Medien kolportiertem Kompromiss. Richtigerweise haben wir in den letzten Wochen betont, dass wir auch für die Rechte und Arbeitsplätze unserer kommenden KollegInnen stehen. Was ist daraus geworden, haben wir für diesen Kompromiss jetzt unsere potentiellen neuen KollegInnen im Regen stehen lassen?  

  • 1 Woche mehr Unterricht

Die Streichung der Schulautonomen Tage und der Dienstage nach Ostern und Pfingsten bringen im original niemanden etwas. Damit wird weder Geld gespart – in Wirklichkeit kosten sie sogar durch den Schulbetrieb an diesen Tagen - noch wird die Schule im Allgemeinen oder Unterricht im Speziellen um ein Jota verbessert. Diese Maßnahme ist einzig und allein ein Kniefall vor BM Dr. Schmied und der Boulevardpresse mit ihrem LehrerInnen-Mobbing! 

  • und täglich grüßt das Murmeltier; 120 Mio Stundung für die Mieten

Der größte Brocken ist die Stundung der Mieten bei den Bundesschulen. Mal ganz abgesehen davon, ist es nicht auch noch unsere Aufgabe als LehrerInnen sich um die Bezahlung der Mieten für die Schulen zu kümmern. Die Stundung gilt aber nur für zwei Jahre und was kommt dann? Dann beginnt die ganze Debatte wieder von vorn und das Mobbing der LehrerInnen startet wieder durch. Dass wir jetzt 1 Woche mehr arbeiten und Kürzungen auf allen Ebenen akzeptieren müssen, ist dabei völlig egal und wird uns nichts helfen!

  • „Maßnahmen Mix“ zur Vertiefung der Kluft zwischen den LehrerInnengruppen

Das bedeutet Kürzungen auf allen Ebenen und Bereichen der LehrerInnen. Anstatt die unselige Differenzierung der LehrerInnen im gemeinsamen Kampf gegen Abwälzung der Banken- und Wirtschaftskrise auf unserem Rücken abzuwehren, wird in alt „bewährter“ Salamitaktik gekürzt. Ein bisschen da bei Vertragsbediensteten, ein bisschen dort bei den BundeslehrerInnen, ein wenig hier bei den LandeslehrerInnen und zum Drüberstreuen noch bei den Beamten …  

Als nächstes kommt jetzt das gegenseitige Aufrechnen und Ausspielen der einzelnen LehrerInnengruppen. Wer zahlt was und welche Gruppe hat im Vergleich zur anderen tiefere Einschnitte. Damit wird die Kluft zwischen den unterschiedlichen LehrerInnen noch weiter vertieft. Die Voraussetzungen, wenn dann in 2 Jahren wieder übers Bildungsbudget „debattiert“ wird, sind nicht besser, sondern ganz im Gegenteil schlechter für uns geworden.  

Ich finde wir haben uns mit Recht weit hinausgelehnt und es wäre besser gewesen - auch in Hinblick auf die Signalwirkung für weitere allgemeine Sparpakete - wenn der Protesttag am Donnerstag stattgefunden hätte.  

Ich fordere daher:  

  1. sofortige Urabstimmung an den Dienststellen über das Verhandlungsergebnis
  2. Abhaltung des Protesttages am Donnerstag
  3. breite Informationskampagne über die tatsächlich geleistete Arbeit von LehrerInnen durch den ÖGB!  

mit gewerkschaftlichen Grüßen  

Albert Kropf Berufsschullehrer, GÖD Mitglied, Studienrichtungsvertretung der BS LehrerInnen an der PH Wien