Di 01.03.2011
Holger Burner muss niemandem mehr beweisen, dass er einer der besten linken Rapper im deutschsprachigen Raum ist. Er tut es in seinem dritten Album trotzdem nochmal, und das ist sehr gut so.
“Militant” heißt das 3. Album von Holger Burner, das am 26.2.2011 erscheint, und der Name ist Programm. Die 19 Tracks beinhalten gebündelten Widerstand. Genau das Richtige gegen die kapitalistische Krise und die erstarkende Rechte. Sie alle kriegen ihr Fett ab und die Texte knüpfen an der Tagespolitik an: Die steigende Polizeibrutalität rund um Stuttgart 21 oder die Castor-Proteste findet sich in vielen Tracks wieder. Prügelpolizisten wird zum Beispiel in “Hey Polizeimann” auf Reggae-Beat die Meinung gegeigt: “Keiner, den ich kenn, hat Respekt vor deiner Uniform”.
Den BankerInnen und ManagerInnen, die sich sogar noch in der Krise bereicherten, wird der Marsch geblasen. Auf welcher Seite der Barrikade Burner steht, wird besonders in “Klasse” und “Riese” klar. Sie behandeln die katastrophale Situation der ArbeiterInnenklasse im Kapitalismus, aber auch ihr Potential, das System zu stürzen. Wer die oft totgeglaubte ArbeiterInnenklasse ist, macht er in “Klasse” klar: Nämlich alles vom Call-Center Agent über die Sozialarbeiterin bis zum Hausmeister in “Scrubs”. Gleichzeitig solidarisiert er sich in “Riese” mit den Arbeitskämpfen in Griechenland und Frankreich.
“Generation Krise” beschreibt die Frustration und die Wut der Jugendlichen, denen der Kapitalismus Zukunft und Bildung nimmt und sie dafür mit “Wahlrecht” bei Casting-Shows und Wodka abspeisen will. In “Halt dein Maul” greift Holger Burner den Afghanistan-Einsatz der deutschen Bundeswehr und den deutschen Nationalismus frontal an. Natürlich wird auch der angepasste Mainstream-Rap aufs Korn genommen, so bläst “Rapvolution” zum Angriff gegen sexistische und homophobe Rapper. Musikalisch hat sich Burner seit “Klassenkampfrap” extrem weiterentwickelt, die vielen Gastauftritte verschiedener anderer Rapper machen das Album über die ganze Länge abwechslungsreich.
Pflicht auf jeder Demo
Ein Highlight des neuen Albums ist definitiv “Lautsprecherwagen”. Selten wurde Demo-Feeling so gut auf den Punkt gebracht, ein absolutes Muss auf jeder Demo, besonders wenn die Polizei mal wieder die Prügel auspackt. “Fluchtursachen” passt ausgezeichnet zum Widerstand gegen Abschiebungen, der hierzulande wächst. Im Refrain heißt es passenderweise: “Free Movement is everybody's right / Bleiberecht für Alle, überall, jederzeit!”
“Militant” ist aber nicht nur der Name des Albums. Holger Burner ist Mitglied der SAV, der deutschen Schwesterorganisation der SLP. Beide Organisationen sind Teil des Committee for a Workers International (CWI), das heute in über 40 Ländern gegen den Kapitalismus kämpft. Wichtiger Teil des CWI war von Anfang an die “Militant Tendency”. Das waren revolutionäre MarxistInnen, die für eine Zeit in der englischen Sozialdemokratie arbeiteten. Der Name des Albums ist also nicht zufällig gewählt und auch ein Aufruf, sich beim CWI zu organisieren, um dem kapitalistischen Wahnsinn organisiert entgegenzutreten. Mit jeder Menge Bass.