Der rechte Rand

Tilman Ruster

Zwei Anschläge vor Synagogen: Vor einem Jahr in Halle, vor ein paar Wochen in Wien; einmal ein Nazi, einmal ein Dschihadist. Die Mörder hätten sich wohl auch gegenseitig umgebracht, dabei eint sie viel mehr als ihr Antisemitismus. Beide Anschläge sind rechtsextrem. Kennzeichnend sind die Wahl der Mittel sowie wesentlichste Teile ihrer Ideologien: Aus Ablehnung der allgemeinen Zustände suchen sie die Lösung ihrer Probleme in der Vergangenheit. Faschismus und Dschihadismus gehen davon aus, dass es einen Zustand in der Geschichte gab, der wiederhergestellt werden muss. Die Einen träumen von verklärter germanischer Stammeskultur oder dem bürgerlichen Ideal des 19. Jahrhunderts, die anderen von der Zeit Mohammeds, des Kalifats und der islamischen Expansion. Egal ob Rassismus oder religiöser Wahn: Das Ergebnis ist dasselbe. Sehr deutlich wird das beim Frauenbild: Kochen, Waschen, ständige sexuelle Verfügbarkeit für „ihren“ Mann; davon träumen Rechtsextreme und Fundamentalisten jedweden Hintergrunds. Unterschiede sind lediglich in der Entstehung der Radikalisierung festzumachen. Beide Seiten (der selben Medaille) sehen sich jedoch gleichermaßen als Opfer; vor allem der „multikulturellen“ Moderne. Dazu ein Zitat, bei dem zu erraten ist, von wem es stammt (IS-Aktivist oder Identitärer): "Das System, welches alle Identitäten zerstören will, ist der von den USA angeführte politische Westen [...]. Die USA sind der Feind Europas und aller Kulturen

Das Zitat stammt von A. Markovics, Website Identitäre Generation, 6.2.2014, Zugriff: 7.6.2016 (gesichert von doew.at)