Mo 04.10.2010
Angesichts zahlreicher Naturkatastrophen, die Millionen von Menschen ins Elend stürzen, müssen wir fragen wie dieses Leid vermieden werden kann. Es ist offensichtlich, dass Naturkatastrophen in Ländern der "3. Welt" viel mehr Schaden anrichten als in hoch-industrialisierten Staaten. Das Erdbeben auf Haiti hat die Entwicklung des ganzen Landes zurückgeworfen. Die Wirtschaft ist zerstört, tausende Menschen haben kein Dach mehr über dem Kopf und keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wäre so ein Erdbeben in Japan passiert, wo die finanziellen und organisatorischen Mittel vorhanden sind, um darauf schnell und effizient zu reagieren bzw. wo bebensicher gebaut wird, wären die Schäden weit geringer ausgefallen.
Regierungen und Militärs nutzen Katastrophen
"Natur"katastrophen haben auch politische Auswirkungen. Aktuell versucht das Militär in Pakistan die Katastrophe zu nutzen, um seinen Einfluss gegenüber der Regierung wieder auszubauen. Bis 2008 wurde Pakistan von einer Militärjunta beherrscht. Seit den Wahlen 2008 hat die Armee an Ansehen verloren. Doch die jüngsten Ereignisse haben dem Militär wieder Auftrieb verschafft. Die Regierung wusste um die drohenden Überflutungen, hat aber nichts unternommen. Das Militär kann sich als Retter in der Not profilieren und zumindest ansatzweise Hilfslieferungen und eine (mangelhafte) Grundversorgung der Betroffenen gewährleisten.
Doch die Erfahrung zeigt, dass die Hilfe von Regierung und Militär nicht uneigennützig ist. Hilfsgelder werden abgezweigt, oder Güter nicht bis an den Bestimmungsort durchgelassen. Immer wieder wurde beobachtet, dass von Hilfsgütern die Embleme von Hilfsorganisationen entfernt wurden, und durch Hoheitszeichen der Regierungen ersetzt wurden.
Für demokratische Hilfsstrukturen
Der linke Gewerkschaftsverband "Progressive ArbeiterInnenföderation Pakistans" hat eine demokratisch verwaltete Aktion zur Hilfe für Betroffene eingerichtet. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Strukturen die von Betroffenen selbst, und unabhängig von der Regierung aufgebaut werden sehr gut geeignet sind um alle Bevölkerungsschichten und ethnischen Gruppen versorgen zu können.
Beim Tsunami im Dezember 2004 konnte das CWI durch seine Kontakte zu GewerkschafterInnen als eine der ersten Organisationen Hilfe bereitstellen. Und das ohne Hilfsgelder für einen Verwaltungsapparat zu verschwenden, oder einer korrupten Regierung in die Hände zu spielen. Viele NGOs hatten damals das Problem, dass nicht alle Bevölkerungsgruppen versorgt werden konnten. Die chauvinistische Regierung Sri Lankas hatte verhindert, dass die TamilInnen, die am stärksten betroffen waren aber in einem Konflikt mit der Regierung stehen, ausreichende Versorgung erhielt. Das CWI jedoch konnte dank der demokratischen Organisationsstruktur und einem internationalistischen Anspruch auch Hilfe in den tamilischen Norden bringen.
Durch die demokratische Organisierung der Menschen selbst vor Ort ist es nicht nur möglich, den Menschen einen Rest von Würde zu erhalten, sondern auch Strukturen für nachher aufzubauen. Wenn Hilfspakete von Hubschraubern aus über Dörfern und Siedlungen abgeworfen werden, dann gilt das Recht des Stärkeren. Am Boden wird um die ohnehin nicht ausreichend vorhandenen Pakete gekämpft und nur die kräftigsten oder auch Geschäftemacher haben Zugang zu den Hilfslieferungen. Alte Menschen, Kinder und Frauen kommen dabei meist zu kurz, und werden oft auch bei den Raufereien verletzt.
Regierungen legen Basis für Katastrophen
Nicht nur, dass die Herrschenden oft kaum helfen wenn etwas passiert, durch die profitorientierte Wirtschaft werden solche Katastrophen geradezu erzeugt. Russland war im Sommer von einer Welle von Waldbränden gezeichnet. Seit der Wende werden die Wälder privatisiert bzw. es wird auch hier gespart. In Folge wird auf Durchforstung zugunsten von billigeren Schlägerungen verzichtet. Holzabfälle und Totholz bleiben einfach im Wald liegen und trocknen aus - der perfekte Zündstoff für Brände. Auf Drängen großer Holzfirmen wurde die Zahl der Feuerwachen um 75% reduziert und ein riesiger Verwaltungsapparat geschaffen. Das macht es fast unmöglich, solche Flächenbrände in den Griff zu bekommen. Außerdem sind die Wälder um Moskau Ziel von Grundstücksspekulanten, die das vom "lästigen" Wald "befreite" Land zu Bestpreisen kaufen und teuer wieder verkaufen.
Unternehmen schicken Schlägertrupps gegen UmweltschützerInnen
Im Juli wurden zwei Camps von WaldschützerInnen von faschistischen Schlägertrupps angegriffen und auch Mitglieder des CWI dabei teilweise schwer verletzt. Viele Umwelt-AktivistInnen wurden verhaftet und eingesperrt. Nach massiven internationalen Protesten musste der Chef der Tochterfirma des französischen Konzerns VINCI nun in einem Fall zugeben, dass die Firma die Schläger angeheuert hatte. Der erste Erfolg der Proteste - und der zweite ist, dass der russische Präsident den Stopp der Arbeiten im Khimkinskii-Wald angeordnet hat.