Gekürzte Fassung eines Artikels von Konstantin Schmied aus Budapest
Am Montag den 4. Oktober ereignete sich in Ungarn einer der größten Industrieunfälle der Menschheitsgeschichte. Durch unsachgemäße Lagerung von giftigen Abfallprodukten in einem der größten Aluminiumwerke (MAL) wurden knapp eine Million Kubikmeter Rotschlamm freigesetzt.
Vorwärts 193 - Oktober/November 2010
Artikel in dieser Ausgabe:
Christian Felbers wirtschaftliches Konzept der „Gemeinwohl-Ökonomie”, das er selbst als „dritten Weg” zw. Kapitalismus und Kommunismus bezeichnet, baut auf der so genannten „Gemeinwohl-Bilanz” auf, die an die Stelle des Profits als treibende Kraft unternehmerischer Tätigkeit treten soll. So sollen „humane und nachhaltige Verhaltensweisen” sowie Kooperation gefördert werden. Das Konzept der Gemeinwohl-Bilanz soll die Anreiz-Mechanismen des Wirtschaftens verändern. Diese soll das BIP und somit das Geld bzw. den Profit als Maß des Wirtschaftswachstums ablösen.
Nicht alle haben in der Krise verloren – v.a. Großunternehmen haben profitiert. Frank Stronachs Magna schreibt Gewinne. Im ersten Halbjahr 2010 machte der Konzern 11,56 Milliarden US-Dollar (8,8 Milliarden Euro) Umsatz; 4,9 Milliarden US-Dollar davon in Europa.
Die Welt befindet sich in der tiefsten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren – und sie ist nicht vorbei. Bezahlen müssen aber nicht UnternehmerInnen oder MilliardärInnen, sondern wir. Während die neue Mindestsicherung Menschen noch tiefer in die Armut treibt und die Regierung ein hartes Sparpaket vorbereitet, findet im November die “Luxury Please” Messe statt.
Knapp drei Jahre ist es her seit Beginn der Wirtschaftskrise. Drei Jahre in denen weltweit unglaubliche Summen in den Banken- und Wirtschaftssektor „gepumpt” wurden. Der Preis dafür war hoch und den sollen wir – Jugendliche, Beschäftigte, PensionistInnen, Studierende und Arbeitslose – zahlen.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein neues Beispiel der unmenschlichen Asylpolitik Schlagzeilen macht. Knapp vor der Wiener Wahl lässt der ÖVP-Scharfmacherin Fekter einen Vater und die zwei acht-jährigen Töchter abführen, ins Gefängnis stecken und ohne die Mutter – die wegen der Existenzangst selbstmordgefährdet im Spital ist – abschieben. Nur ein paar Tage später versucht die Polizei in Wien eine Schülerin aus der Klasse abzuholen um sie abzuschieben. In der gleichen Woche wird die Leiche eines Flüchtlings in der Donau gefunden, der sich aus Verzweiflung das Leben genommen hat.
"Reicher Mann und armer Mann standen da und sah‘n sich an; und der Arme sagte bleich, wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.” (Berthold Brecht)