"schule brennt" gegen Rassismus im Schulwesen!

Rede von @schulebrennt-Aktivistin und Pflichtschullehrerin Sarah M. am Lehrer*innenprotest im Oktober in Wien

Liebe Kolleg*innen,

vor den Sommerferien sind wir am Aktionstag Bildung wieder auf die Straße gezogen und haben laut und deutlich gesagt, was wir brauchen: Ganz dringend mehr Personal und Ressourcen für eine gute Bildung für alle. Denn unsere Arbeitsbedingungen sind die Lernbedingungen der Kinder und Jugendlichen.

Aber ein weiteres Mal wurden unsere Forderungen nicht gehört. Die politisch Verantwortlichen haben sogar die Frechheit besessen, die Situation an den Schulen schönzureden. NEOS-Abgeordnete Beate Meinl-Reisinger hat am 8.Oktober in der ZIB behauptet, dass wir jetzt in Wien dank der Politik von Wiederkehr & Co von administrativen Aufgaben befreit seien. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich frage mich, wie weit weg diese Politiker*innen eigentlich von unserer Realität sein können.

Wir sind im neuen Schuljahr angekommen und es ist kein Zufall, dass jetzt die zahlreichen Krankenstände zahlreiche Standorte ans Limit bringen. Der Mangel an multiprofessionellen Teams - Sozialarbeiter*innen, Erstsprachenlehrer*innen und vieles mehr - bedeutet chronische Burnout-Quoten.

Gleichzeitig haben wir bei den Nationalratswahlen gesehen - es wird versucht, von den wahren Problemen im Bildungsbereich abzulenken, indem rassistisch nach Sündenböcken gesucht wird. Hass geschürt wird, auf dem Rücken von uns, Lehrpersonen die von Rassismus betroffen sind & von Schüler*innen die von Rassismus betroffen sind. Wir müssen laut und deutlich sagen, es sind nicht die Kinder und Jugendlichen, die hierher kommen,teilweise traumatische Erfahrungen auf der Flucht machen mussten, die Schuld sind an der Bildungsmisere. Sie selbst leiden am meisten darunter. Wir lassen uns nicht von rassistischer Hetze spalten. Deshalb müssen wir auch klare Kante zeigen, wenn die FCG den Stopp des Familiennachzugs fordert. Familiennachzug stoppen heißt Menschen sterben lassen. Das ist nichts weiter als menschenverachtende Politik. Solche Positionen haben nichts in einer Gewerkschaftsbewegung zu suchen. Und es gäbe genug Geld und Ressourcen, um gute Bildung für alle zu ermöglichen - es ist nur falsch verteilt.

Rassismus spaltet uns und Rassismus macht uns und unsere Schüler*innen krank. Die Deutschförderklassen, die von schwarz-blau eingeführt wurden sind ein Paradebeispiel dieser Spaltung und Diskriminierung. Die Mischung aus Ressourcenmangel und Rassismus ist dramatisch. Personalmangel bedeutet auch, dass es keine Anlaufstellen gibt bei Diskriminierungserfahrungen, keine Strukturen gibt um gegen rassistische, sexistische, queerfeindliche Übergriffe vorzugehen - eine Realität für ganz viele Schüler*innen. Eine neue Studie der Uni Wien zeigt: Im Zusammenhang mit DFKL geben über 50% an, dass nicht genug Lehrpersonal zur Verfügung steht. Ein Großteil der Schüler*innen fühlt sich ausgegrenzt. Es wurde zitiert “niemand redet mit uns”. 

Das sind Ergebnisse, die Expert*innen und Lehrpersonen seit der Einführung der Deutschförderklassen vorhergesehen haben. Und wieder zeigt sich was es heißt, wenn Politik über unsere Köpfe hinweg gemacht wird. Die Realität ist: Diese Selektion, Diskriminierung und Ungleichheit wird sich bei einer Regierungsbeteiligung der FPÖ nur verschlimmern. Wir müssen als Beschäftigte im Bildungsbereich klare Kante zeigen gegen Rechts, gegen jeden Rassismus und jede Form der Diskriminierung an unseren Schulen - das muss integraler Bestandteil unseres Kampfes um Verbesserungen sein. Der Kampf um eine bessere Schule geht nur antirassistisch.

Doch egal welche Regierungskonstellation vor der Tür steht - klar ist, durchsetzen werden wir unsere Forderungen nur durch eigene Kraft. Demonstrationen wie die heutige sind wichtig und notwendig - noch wichtiger ist aber, dass wir uns organisieren. Schule brennt geht voller Motivation ins neue Schuljahr - wir rufen alle Kolleg*innen auf, mit uns aktiv zu werden und sich an den Standorten für die eigenen Interessen einzusetzen. Wenn es sein muss, werden wir das auch mit Streiks an den Schulen tun - denn würden einmal Lehrpersonen in diesem Land streiken, würde es den Verantwortlichen schwer fallen, uns weiterhin zu ignorieren. Die Elementarpädagog*innen und Freizeitpädagogik*innen haben es vorgemacht - auch wir können das tun, wenn wir uns organisieren & Arbeitskämpfe kollektiv vorbereiten - und Druck aufbauen innerhalb der GÖD für Maßnahmen & Arbeitskämpfe die wirklich etwas bewirken. Also mach mit & schließ dich uns an

- für multiprofessionelle Teams

- für mehr Personal, Räume, Ressourcen

- gegen jede Diskriminierung

- für eine inklusive Gesamtschule für alle

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: