Fr 13.11.2015
Orbán baut einen Grenzzaun, lässt Flüchtlinge niederknüppeln, setzt Tränengas ein und erteilt dem Militär eine Schießerlaubnis. Die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge in Ungarn ist katastrophal. Den meisten ist klar: Gegen Orbán, das Monster, muss etwas gemacht werden! Oder doch nicht? Zumindest in der europäischen Politik hat er auch Fans. So hat z.B. Manfred Weber (CSU) Orbán einen Freibrief zum Grenzschutz erteilt und findet, dass die Zustände im fürchterlichen Lager Bicske den europäischen Mindeststandards entsprechen. CSU-Chef Seehofer hat Orbán zum Treffen der bayrischen Unionsspitze eingeladen und den Grenzzaun gutgeheißen. Der italienische Politclown Beppe Grillo, der in Umfragen um Platz 1 kämpft, unterstützt Orbáns Linie enthusiastisch. „Unser“ Strache findet Orbáns Vorgehen natürlich vorbildhaft. Er würde am liebsten auch um Österreich einen Zaun ziehen, der vom Bundesheer überwacht wird. Und die neofaschistischen Identitären, die auch eine Kandidatin auf der FPÖ-Liste haben, setzen den Vorschlag gleich in die Tat um – inklusive Ungarn-Fahne. Die ÖVP bringt ein „Asyl auf Zeit“ ins Gespräch und wedelt im FPÖ-Stil im Parlament mit Taferln („Kein Asyl à la carte!“). ÖVP-Chef Mitterlehner meint, dass Orbán „nicht unrecht“ hat und spricht von einer „Invasion“. Die SPÖ ist den ÖVP-Vorschlägen nicht abgeneigt. Und der deutsche Sozialdemokrat Thilo Sarrazin lobt auf einer FPÖ-Veranstaltung Orbáns „logisches Denken“. Auf Orbáns Spuren wandelt auch Mikl-Leitner, die schon den Einsatz von Gewalt an den Grenzen angedroht hat.