Sa 01.05.1999
In Wien formiert sich eine neue Initiative von Erwerbslosen: AM Sand. Am Sand ist mehr als nur ein Versuch soziale Rechte für Erwerbslose einzufordern. Es geht auch um die Würde der Menschen.
Erwerbslosigkeit und viele „neue“ Beschäftigungsverhältnisse sind mehr als „nur“ ein finanzielles Problem für die Betroffenen. Erwerbslose werden vom AMS durch Zwangsmaßnahmen und immer strengere Auflagen schikaniert, ihnen soll das Gefühl vermittelt werden, an ihrer Situation selbst Schuld zu tragen. Sie wären zu wenig flexibel, mobil, modern, gebildet, jung und erfahren ... Menschen, die einen solchen „neuen“ Job angenommen haben spüren, was flexibel, mobil und modern heißt: Schlechte Bezahlung (weil oft stundenweise) ohne ausreichende soziale Absicherung, Arbeitszeiten, die ein vernünftiges soziales Leben oft sehr einschränken (Sonntags- oder Nachtarbeit, Arbeit auf Abruf, ...). Die Menschen sollen spüren, daß sie nur Lückenbüßer, die dem Arbeitgeber beinahe rechtlos ausgeliefert sind, darstellen.
AM Sand versucht diese Menschen an einen Tisch zu bringen, um Erfahrungen auszutauschen und Möglichkeiten für gemeinsamen Widerstand auszuloten und natürlich diesen Widerstand zu organisieren. Die Lösungsansätze für die Probleme der Menschen liegen für AM Sand auf der Hand:
AMSand - Forderungen
- „Für ein Einkommen, das allen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht, ohne Unterschied des Alters, Geschlechts, der Herkunft oder anderer Art. Während der Reichtum unaufhörlich wächst, leben Millionen Menschen in Europa unterhalb der Armutsgrenze. wir fordern, daß jede und jeder das Recht auf ein garantiertes Einkommen hat.
- Für eine massive, sofortige und konzertierte Verkürzung der Arbeitszeit, mit Personalausgleich, ohne Verlust von Lohn bzw. Kaufkraft, ohne Flexibilisierung.
- Gegen Schikanen an Arbeitslosen durch Zwangsmaßnahmen, Recht auf Eigenverantwortung und Privatspähre.“ (Aus einem AM Sand-Flugblatt)
Arbeit für alle!
Es geht also nicht nur um Arbeit, sondern um Arbeit für Alle unter menschenwürdigen Bedingungen und einer ordentlichen Bezahlung. Es geht darum die Rechte und die Würde der Erwerbslosen, prekär Beschäftigten und so genannten „neuen“ Armen gegen die neoliberale Offensive zu verteidigen, sowie verlorenes Terrain wieder zurück zu erkämpfen. AM Sand ist ein Versuch einen solchen Kampf von Betroffenen in Österreich aufzubauen.
Die ersten Aktivitäten von AM Sand sind die Mobilisierung für den Euromarsch in Köln (29. Mai), einer europaweiten Demonstration von Erwerbslosen, ArbeitnehmerInnen und Jugendlichen und der Aufbau eigener Strukturen. Jeden Donnerstag (9-11 Uhr) gibt es eine Kundgebung und einen „Hock´nstad-Stammtisch“ vor dem AMS in der Pasettistraße (Wien 20). Der Stammtisch ist im Gasthaus gegenüber. Jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat treffen sich die AktivistInnen von AM Sand um 18 Uhr im Amerlinghaus (Wien 7, Stiftgasse 8). Die SOV unterstützt diese Initiative, wo sie kann. Es würde uns freuen, wenn wir auch Dich bei AM Sand treffen würden.