Mo 03.10.2011
Anfang August kam es zu schweren Ausschreitungen in ganz England. Nach dem Mord der Polizei an einem 29-Jährigen explodierte der Frust englischer Jugendlicher über ihre soziale Situation und Polizeirepression. Paul Callanan ist Koordinator der Kampagne Youth Fight For Jobs (Jugend kämpft für Jobs- „YFJ“) in England. Er ist Mitglied der Socialist Party, der englischen Schwesterorganisation der SLP.
Vorwärts: Wie ist die soziale Situation von Jugendlichen in England?
Paul: Als wir 2009 die YFJ-Kampagne starteten gab es 750.000 arbeitslose Jugendliche. Nun sind es bereits über 900.000. Die Regierung will im öffentlichen Sektor weitere 750.000 Menschen feuern, darunter viele Jugendliche. Es gibt Attacken auf das Bildungssystem, die Regierung streicht das Schulgeld (EMA) komplett. Das bedeutet, viele können nicht mehr eine höhere Schule oder eine Berufsbildende Schule besuchen. Studiengebühren werden auf 10.000€ im Jahr erhöht. Niemand aus einer armen oder Mittelstandsfamilie kann sich mehr leisten, zu studieren! Die Verantwortung für die Zerstörungen bei den Riots liegt bei der Regierung, die das Sozialsystem zerstört.
V: Was will YFJ gegen diese Missstände tun?
P: Die meisten, die nun von den Angriffen betroffen sind, wissen nicht, wie sie sich wehren können. Wir wollen diese Leute organisieren und gemeinsam mit Gewerkschaften gegen die Kürzungen kämpfen. Zur Gründung organisierten wir zum G20- Treffen eine Demo durch Londons Armenviertel. Das brachte viel Aufmerksamkeit. Im November 09 organisierten wir eine Jugenddemo mit über 2000 Leuten. 2010 hatten wir eine erfolgreiche Jugendkampagne gegen die rechtsextreme British National Party.
Nun haben wir unser bisher größtes Projekt – den Jarrow March 2011.
V: Was ist der Jarrow March 2011?
P: Vor 75 Jahren marschierten Arbeitslose von Jarrow im Norden bis nach London, um gegen ihre Situation zu protestieren. Auch heute haben Jugendliche in diesem System keine Zukunft. Wir wollen mit arbeitslosen Jugendlichen diesen Marsch wiederholen, als Teil unseres Kampfes für echte und sichere Jobs und gegen ein System, das uns Jugendlichen nichts zu bieten hat. Die Riots sind verständlich, aber kein Ausweg – Wir setzen auf Demos, Besetzungen und Streiks.