Mi 27.11.2019
Von Beirut bis Santiago de Chile – Überall kämpfen Frauen an vorderster Front der globalen Massenbewegungen. Die Proteste am diesjährigen Tag gegen Gewalt an Frauen reihten sich in diese weltweite Protestwelle ein. #metoo, die feministischen Massenstreiks am 8. März und die großen Kämpfe in Lateinamerika, Polen und Irland für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch haben schon in den letzten Jahren gezeigt: Frauen wehren sich zunehmend gegen Unterdrückung und Sexismus und lassen sich dabei auch von massiven Repressionen nicht einschüchtern. Viele der Schwersterorganisationen der SLP organisierte am 25.11. im Rahmen eines internationalen Aktionstag Proteste und stellten radikale Forderungen für echte Frauenbefreiung in den Vordergrund.
Auch in Wien organisierte die SLP mit der sozialistisch-feministischen Initiative „Nicht mit mir“ eine gut besuchte Kundgebung, um auf das Thema aufmerksam zu machen und vor allem als ein Angebot zum aktiven Widerstand. Mit Schildern und Straßenkreide wurden die gestiegene Anzahl an Frauenmorden in Österreich, Kürzungen bei Frauenhäusern und -organisationen, sexistische Übergriffe und andere Missstände angeprangert. In Redebeiträgen thematisierten Aktivist*innen unter anderem Gewalt an Transpersonen, den Kampf von Frauen im Nahen und Mittleren Osten, die prekäre Lage von Beschäftigten in sogenannten „frauendominierten“ Berufen und die Notwendigkeit vom gemeinsamen Kampf für soziale Verbesserungen, leistbaren Wohnraum und gleiche Löhne. Es ist klar, dass es auch mit einer schwarz-grünen Regierung bei diesen Fragen keinen Verlass auf die etablierten Parteien und Politiker*innen geben kann, sondern dass wir weiterhin selbst für Frauenrechte aktiv werden und uns organisieren müssen.
Viele Passant*innen gaben uns die Rückmeldung, dass sie es bedauernswert finden, wie wenig Aktionen an diesem Tag organisiert wurden. Insbesondere vom ÖGB kam nichts weiter als symbolische Statements, während eigentlich breite betriebliche Kampagnen zu dem Thema notwendig wären. Es gab daher großes Interesse an unserem Material und an weitergehenden Aktivitäten von „Nicht mit mir“. Gewalt ist für die meisten Frauen Alltag, egal ob am Arbeitsplatz, in der Familie oder auf der Straße – und immer mehr Frauen wird bewusst, dass es notwendig ist, sich dagegen zu wehren.
Bei der anschließenden Veranstaltung „Revolution und Frauenbefreiung – Frauen im weltweiten Kampf“ spiegelte sich dieses Interesse wider. Eine Reihe von Teilnehmer*innen die noch nie bei einer Veranstaltung von uns waren diskutierten angeregt die Rolle von Frauen in den aktuellen globalen Massenprotesten, den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Frauenunterdrückung und Kampfstrategien wie die Frage eines Frauenstreiks. „Ich will nicht mehr nur zuschauen. Was kann ich jetzt konkret tun?“ stand im Zentrum der Diskussion. Dabei wurde deutlich, dass es mehr braucht als Protestaktionen am 25. November oder 8. März und dass ein langfristiger und erfolgreicher Widerstand gegen Gewalt an Frauen kollektive Kampfmaßnahmen bedeuten muss der nicht nur die Kürzungspolitik des Kapitalismus, sondern das ganze System in Frage stellt.