Mo 07.12.2009
Am 25.11. hat Shell Austria die Schließung des Schmiermittel-Produktionswerkes Wien 22 bekannt gegeben. 80-90 Menschen sollen – wenn es nach dem Shell-Management geht – ihren Job und damit ihre Existenzgrundlage verlieren. Das Werk in der Lobau besteht seit 1971, produziert pro Jahr rund 60.000 Tonnen Motoröl und ist profitable. D.h. das Management kann sich nicht hinter dem Argument der “Krise” verstecken sondern muss offen sagen worum es geht: noch mehr Gewinn zu machen. Der ganze Konzern hat 2008 Gewinne in der Höhe von 30 Milliarden US-Dollar gemacht.
Shell ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Betrieb keine “Familie”, kein “Zusammen” ist – sondern dass es auf der einen Seite Management und BesitzerInnen gibt und auf der anderen die Menschen die die Arbeit machen. Wenn die Entscheidungen bei der Firmenleitung liegen, dann wird an den Bedürfnissen der Beschäftigten vorbei gewirtschaftet. Das Shell Austria vom Wirtschaftsministerium das Zertifikat als „familienfreundliches Unternehmen“ verliehen bekommen hat zeigt wie zynisch der Kapitalismus ist.
Bei den KollegInnen von Shell Austria geht die Angst um – und die Wut. Betriebsrat und Gewerkschaft haben erste Proteste organisiert. GPA und PRO-GE haben Betriebsversammlung, Solidaritätsnoten und eine Demonstration organisiert. Aber wird es reichen, Shell aufzufordern “die Entscheidung noch einmal zu überdenken” wie es die Gewerkschaft macht. Von ihrem – profitorientierten – Standpunkt aus mag sie richtig sein. Für die Beschäftigten und ihre Familien ist sie eine Katastrophe.
Auf der Homepage der Gewerkschaft PRO-EG steht: “Die PRO-GE ist auch die Kampforganisation, wenn es darum geht berechtigte Anliegen durchzusetzen oder Verschlechterungen der sozialen Situation der arbeitenden Menschen abzuwehren - wenn dies am Verhandlungstisch nicht möglich ist.“
Viel zu oft hat die Gewerkschaft in den letzten Jahren auf diesen Grundsatz verzichtet. Ein guter Sozialplan reicht auf Dauer – gerade in der Krise wo Jobs verschwinden – nicht aus, um die Zukunft der KollegInnen und ihrer Familien zu sichern. Es braucht den Erhalt der Jobs – und dafür ist es wert und notwendig einen entschlossenen und harten Kampf zu führen. In weiteren Betriebsversammlungen kann über die weiteren Schritte der Belegschaft diskutiert und abgestimmt warden. Soll es Flugblätter der Belegschaft geben, die z.B. an Tankstellen an Shell-KundInnen verteilt warden. Wie können Familien und andere Gewerkschaften eingebunden werden. Wie können Mittel wie Streik, aber auch Betriebsbesetzungen organisiert und vorbereitet warden?! Wer verhandelt mit Shell und wie steht die Belegschaft zu verschiedenen Angeboten. All dass und mehr muss die Belegschaft gemeinsam diskutieren und entscheiden.