Mo 08.08.2011
Am Donnerstag hat sich Mesrop Mesropian vor den Augen seiner zwei Kinder David und Smbad und seiner Frau Anahid die Pulsadern aufgeschlitzt. Er hat damit versucht, die drohende Abschiebung von sich und seiner Familie abzuwenden. Die Polizei ließ sich davon nicht beeindrucken. Mesrop wurde in das PAZ (Polizeianhaltezentrum) in Wien auf der Roßauer Lände gebracht, der Rest der Familie in das „Familien-Anhaltezentrum“ in Simmering. Am Freitag initiierte die SLP spontan mit AktivistInnen der Plattform Beliberecht Innsbruck eine Kundgebung vor dem Familiengefängnis für das Bleiberecht der Mesropians. Die Polizei reagierte nervös und lies LVT und WEGA antanzen. Wir forderten, mit der Familie zu sprechen, immerhin sei dies ja offiziell kein Gefängnis. Das wurde uns grundlos verweigert. Erst, als wir Ketten schlossen und den Ausgang blockierten, wurde uns ein Gespräch mit der Familie gewährt. Anahid erzählte unter Tränen, dass ihr Mann sich nun sicher das Leben nehmen würde. Schließlich brachte die Poliezi, die in der Überzahl war, die Familie an den Flughafen.
Wir mobilisierten für den Abend auf den Flughafen, ca. 15 AktivistInnen kamen. Wir bastelten Schilder auf denen z.b.:“Passengers to Yeravan: Your flight is a deportation flight!“ und verteilten Flyer an die Fluggäste. Viele armenische Familien reagierten betroffen und konnten die Brutalität des österreichischen Staates nicht glauben. Sie nahmen unsere Flugblätter und verteilten sie beim Gate. Leider reichte das nicht, um den Rest der Passagiere zum Handeln zu bringen. Der Flieger hob mit der Familie Mesropian ab.
Der Fall Mesropian hat dennoch auch Möglichkeiten der Anti-Abschiebungsbewegung gezeigt. Obwohl das Familiengefängnis Zinnergasse in Simmering extra weit draußen gebaut wurde, um Demonstrationen und Blockaden zu verhindern, gelang uns selbst mit wenigen Leuten eine zeitweise Blockade des einzigen Ausgangs und eine Kontaktaufnahme mit der Familie. Auch, dass die Flyer von Passagieren des Flugzeugs weiterverteilt wurden, ist ein Erfolg und zeigt, dass es auch am Flughafen noch nicht zu spät sein kann. Eine starke soziale Bewegung, die Gewerkschaften und MigrantInnen-Initiativen hinter sich hat, hat durchaus die Möglichkeit, Abschiebungen aus der Zinnergasse zu verhindern oder noch am Flughafen zu stoppen. Solange die Abschiebemaschinerie läuft, solange werden wir nach Kräften Widerstand leisten!